Gefühle fühlen...
16.04.2019 von AhoiMfHGuten Morgen - bin neu hier - inzwischen 68 Jahre alt und im Ruhestand.
Mit Gefühle konnte ich mein Leben lang nicht viel anfangen. Versuche mal meine Befindlichkeit zu beschreiben: ich kenne zwei Zustände: ruhig und einigermaßen gelassen (fühlt sich wohl gut an würde ich daraus schließen) oder abgespannt und unruhig (fühlt sich nicht gut an). Weitere Unterschiede kann ich nicht erkennen.
Schulisch und beruflich eine fast gradlinige einigermassen erfolgreiche Laufbahn. Der Ausstieg war allerdings weniger erfreulich aber das waren vor allem persönliche Probleme und hatte nichts mit dem Beruf zu tun.
Privat: eher problematisch - trotz großer Anstrengungen meinerseits bin ich dort ein Chaot. Im sozialen Kontext bin ich eher unbeholfen, isoliert ein Einzelgänger oder Sonderling, ohne irgendwo wirklich dazuzugehören. Nur wenn ich für andere Leistung erbringe (etwas für andere tue oder mich finanziell großzügig zeigen) bekomme ich positive Resonanz und ... werde dann ausgenutzt. (Letzteres war Grund für den weniger erfreulichen Berufsausstieg.)
Gelte zwar als empatisch bin es aber eher nicht. Das ist eine gelernte Empathie. Ich behandelnde mein Gegenüber so wie ich behandelt werden möchte.
Deswegen bin ich im Umgang ziemlich pflegeleicht.
Nur bin ich eigentlich die meiste Zeit angespannt und unruhig und die Erfahrung, nirgendwo so recht dazuzugehören, außen vor zu sein und nicht verstanden zu werden trägt gerade zu dieser unspezifischen Unruhe bei.
Und gerade wenn ich mich mal in einer sozialen Situation Anfänge mich wohl zu fühlen und mich versuche einzubringen, dann mache ich wohl die größten Fehler. Dann manövriere ich mich in Situationen, dass ich irgendwie auf Unverständnis, Ablehnung und Ausgrenzung stoße. Es mag sogar sein, dass ich dann - obwohl ich das weder möchte noch mich so fühle - überheblich rüber komme. Das wäre eine logische Begründung für die Ablehng, Ausgrenzung und das Unverständnis.
Nur: wie kann man Gefühle fühlen lernen???
Wenn ich Ratgeber lese werden die dann immer sehr kurz und wenig hilfreich...
19.05.2019 von Katniss1980
Hallo AhoiMfh
Ich glaube mir geht es ähnlich wie Dir.
Für das Lernen die eigenen Gefühle wahrzunehmen gibt es glaube ich kein Patentrezept, besonders wenn man sie seit Jahren unterdrückt.
Aber manchmal, wenn man eine gewisse Unruhe verspürt, kann es hilfreich sein, die Hand auf den Bauch zu legen und sich selbst zu fragen welches Gefühl diese Unruhe ausgelöst hat.
Mein Therapeut hat zudem seinen obligatorischen Standartsatz ....“Wie geht es Ihnen heute?“
Meine Antwort darauf ist meistens ich hab Kopfschmerzen... oder schlafe schlecht.... oder ..,, und er fragt dann immer was das ausgelöst haben könnte und versucht mir zu helfen zu erkennen welches Gefühl dahinter stecken könnte.
Hab einfach Geduld mit Dir
Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden.
Alles Gute
15.09.2019 von User41565D84
Hallo AhoiMfh,
ich kann mich ebenfalls sehr gut mit deinem Text identifizieren. Das Problem, dass ich keinen Zugang zu meinen eigenen Gefühlen finde ist auch Hauptgesprächsthema in meiner Therapie geworden. Hast du dich schon mal mit deinem inneren Kind auseinandergesetzt? Das ist ein möglicher Ansatz, um die Mauern aufzubrechen. Zu dem Thema gibt es mittlerweile viele hervorragende Bücher und andere Materialien.
Ansonsten tat es mir gerade wirklich gut zu sehen, dass ich nicht allein bin.
Liebe Grüße!
13.10.2019 von JayMcConel
Guten Morgen Leute!
Wie es scheint bin ich nicht alleine... Komme mir schon immer überall fremd vor, verstehe die Menschen meist nicht, geschweige denn das sie mich verstehen, und das obwohl wir alle die selbe Sprache sprechen. Was Gefühle angeht, kenne ich nur die extreme - gut, oder eben schlecht. Die feinen Abstufungen dazwischen kann ich nicht unterscheiden oder nur sehr schwer deuten. Wenn ich diese versuche zu erklären endet dies meist in Frust - ich umschreibe es mal so, und Chaos. Es macht mich einsam obwohl ständig Leute um mich sind. So richtig bewusst wurde es mir erst, als ich den Neugeborenen meiner Schwester im Arm hielt... Da war nichts... Meine Beziehungen enden alle schmerzhaft für mich, aus Gründen die ich nicht verstand. Jetzt da ich weiß das ich alexithym bin, ergibt das alles einen Sinn. Im sozialen Umfeld simulierte ich sozusagen, je nach dem wo ich war, der Situation entsprechend. Ich lernte mich anzupassen, den Situationen zu entsprechen. Soweit komme ich damit auch klar, aber Beziehungen wirken hoffnungslos mittlerweile, da ich immer fürchte - oder besser gesagt vorrausrechne das sie eben an meiner Persönlichkeit zerbrechen. Ich hoffe das ich dafür auch irgendwie einen Weg finden kann, vielleicht sogar mit Hilfe des Forums...
31.12.2019 von User38402P14
Hallo und @JayMcConel,
hast du evtl. neben Alexi mal an das Asperger Syndrom gedacht, bzw. wurde es bei dir abgeklärt?