06.01.2012 von Ad
Thema: Endlich Klarheit
06.01.2012 von Ad
06.01.2012 von Ad
Liebes Forum,
Hab Euch erst vor kurzem entdeckt und kann sagen, es war eine richtige Offenbarung.
Nach Jahrzehntelanger Recherche( über Aspergersyndrom. Autismus etc....) stieß ich dann endlich auf
das, was es am meisten, wenn nicht 100 pro trifft: Alexithymie. - Meine Mutter ist so.
Zum Glück hatte ich parallel zu ihr meine sehr gefühlvolle, liebevolle Patentante. Wer weiß, was sonst aus mir geworden wäre. Ich habe einen sehr guten Kontakt zu meinen Gefühlen, kam mir damit in
meiner Familie allerdings lange wie ein Außerirdischer vor.
Mir war eigentlich immer klar, dass was Gravierendes in unserer Familie voll schräg und nicht normal
ist. Jetzt endlich, nach langer Suche, glaube ich, ein Packende zu haben und zu wissen, dass meine
Mutter eine Alexi ist und immer war. Alles, was beschrieben wird,passt total.
Es ist für mich grausam gewesen, die eigene Mutter emotional einfach nicht, nie erreichen zu können.
So als hätte ich immer gegen eine Mauer gesprochen, gehofft, geliebt - vergebens.
Mein Vater ist darüber dement geworden und entzog sich so diesem Dilemma, zwang meine Mutter vielleicht unbewusst so auf sein Terrain, hinzuspüren, hinzugucken,zu erahnen,wie er sich fühlt, was er will/braucht- denn anders war er dann wiederum nicht zu erreichen.
(Das ganze Leben scheint mir, generationenübergreifend, eine einzige Psychokacke zu sein)
Mein Vater war sensibler Künstler und hätte ´ne ganz andere Frau als meine Mutter gebraucht (das ist
eine andere lange Geschichte)
Wie lange und intensiv ich in unserer Familiengeschichte rumgerüsselt habe geht wirklich auf keine Kuhhaut, alles nur, um eine Erklärung dafür zu finden, warum in unserer Familie die Gefühle komplett
ausgeklammert u. nicht darüber gesprochen wurde, oder sie als"affig" diskreditiert wurden.
Als "Sprache" hab ich ALLES versucht, dachte schon, es bedürfe einer Art Esperanto, um besonders meine Mutter endlich gefühlsmäßig zu erreichen, oder meinen Bruder(" Ich mach nur, was Mami sagt").
Es war zum Verzweifeln.- Um es abzukürzen, es ist gut, endlich ein Wort für all dieses Elend zu
kennen.Es vervollständigt mein Mosaik, das ich schon lebenslang lege u. liefert die plausible, sehr naheliegende Erklärung für sehr viel Irritation und Schmerz, bringt Vieles wieder in richtige Richtung, gibt mir neue Möglichkeiten, lässt mich verzeihen, anstatt es gegen mich oder mein Kind zu beziehen- es ist richtig gut und hilfreich, Euer Forum!!
Neuerdings gelingt mir ein anderer Kontakt zu meiner Mutter, nachdemm ich ihr immer alles sagte, was mich u. mein Herz bewegte, und sie damit rein gar nix anfangen konnte und sie sogar noch manchmal reingrätschte, ohne Gespür dafür, was sie anrichtet- es war so unglaublich!-ich hab kapiert, dass ich sie nie erreichen kann, egal, was ich versuche und akzeptiere jetzt.
Ich weiß endlich, es liegt nicht an mir und auch nicht an meinem Sohn,Ihrem einzigen Enkel. Wir sind vollkommen okay, ganzundvollfarbiglustigfröhlichgefühligtoll-gesund.
Nächstes Jahr werde ich 60. Ich hab einen Sohn, einen Stiefsohn und bin ansonsten lustige Witwe.
Ich bin beruflich kreativ unterwegs u. muss mich immer auf sehr unterschiedliche Menschen einstellen. Als Freiberuflerin befinde ich mich finanziell zwar manchmal wie im freien Fall, empfinde mich allerdings gleichzeitig auch immer als Glückskind. Motto: Es hätte viel schlimmer kommen können.Meistens geht es gut.
Ein bißchen sehr traurig bin ich, wenn ich daran denke, welche gravierenden Folgen eine alexith.
Mutter z.B. auf ein Leben(wie bei mir), trotz toller Tante, haben kann u. ich frage mich, was davon ich unbewusst meinem Kind als Botschaft mitgegeben haben könnte....Meine Antwort lautet natürlich, wie bei allen Müttern: Ich hab eben mein Bestes getan.(Und was das im Einzelfall ist, ist sehr oft sehr verschieden) Mein Sohn macht einen fröhlichen, zufriedenen Eindruck, er kommuniziert ebenso entspannt u. geht ansonsten seinen eigenen Weg, hat Job, Freunde, Auskommen
u. ich alte Mutter fühl mich von ihm geliebt u. mit Vertrauen beschenkt- kann ich mehr erwarten?
Meine Mutter ist jetzt 87, spielt noch ein bißchen Tennis, lässt beinhart alles Private an sich ab
prallen, hält Disziplin und Gefühlsresistenz wer weiß wie hoch, richtet Schäden an, ohne davon auch nur ein Quäntchen zu bemerken, als würde sie fragen: Is was?-Ich merk nix.Wenn überhapt, dann
seid ihr alle verpeilt.Und Affen.
Ich nehm´s jetzt nur noch mit Humor.- Hab ich vielleicht ´ne Wahl? Nein.- Ich hab nur mich.Toll!
Ehrlich gesagt, hätte ich auch gerne ´ne normale Mutter gehabt.Ein normales Leben. Kann aber auch noch jetzt beginnen, oder?-Yes!! Ihr habt dazu enorm beigetragen, danke!
06.01.2012 von Ad
Ich bin SEHR BERÜHRT, vor allem über den 2. Beitrag und kann es aber bei mir selbst noch nicht einordnen.
Auf jeden Fall Hut ab für Deine lebensbejahende Einstellung. Das ist wirklich toll!! Und vielleicht hast Du irgendwann mal nicht nur Dich!!Ich wünsche es Dir!