21.05.2014 von Gui
Hallo zäme
Ich hab vor mehreren Monaten herausgefunden, dass ich wohl Alexithymie habe.
Da schon meine Mutter immer gesagt hat, dass ich nie Anlehnung gesucht hätte, vermute ich, dass ich schon von Beginn an eine Veranlagung hatte und diese dann während der Grundschule verstärkt wurde.
Schon als Kind fühlte ich mich nie zu Menschen hingezogen. Andere Kinder bedeuteten mir im Gegensatz zu Tieren nie viel. Heute hab ich ein paar Kollegen mit denen ich gerne zusammen bin, aber ich lege nicht extrem Wert darauf jemanden zu besuchen. Ich habe keine Sehnsucht nach irgendeiner Person. Die einzigen Personen, die mir wirklich wichtig sind, sind meine Mutter und mein Freund. Auch meide ich Partys, da ich deren Sinn einfach nicht verstehe (ausgenommen Openairs, aber einfach weil ich Musik liebe). Lieber hab ich Grill- und Kinoabende.
Ich kann gut mit Menschen kommunizieren, wenn ich diese etwas kenne und es sich um Zweiergespräche handelt. Auf mehrere Menschen konzentriere ich mich weniger gerne. Ausserdem brauch ich sehr viel Energie für einen gesellschaftlichen Abend und bin nachher oft hundsmüde und ausgelaugt.
Seit 7 Jahren hab ich einen Freund. Anfangs war ich verliebt, ja denke das ist DAS Gefühl welches ich empfinden kann. Ich hab ihn auch heute noch lieb, aber ich bin nicht in der Lage ihm das mitzuteilen. Anfassen und kuscheln fällt mir oft sehr schwer, auch die sexuelle Beziehung finde ich teilweise unerträglich. Für mich müsste das nicht sein, aber natürlich bin ich auch nicht froh darüber, da ich weiss, dass ihm der emotionale Teil sehr fehlt.
Mit Personen, welche mich sehr gut kennen, hab ich die grössten Probleme. Fragen über wie es mir geht oder allgemein Ausfragerei hab ich überhaupt nicht gerne. Auch wenn Personen, die ich kenne über ihre Schmerzen und Gefühle reden, wird es mir sehr unangenehm. Bei fremden Personen oder Bekannten hingegen macht mir das nichts aus.
Im ganzen seh ich mich als sehr rational geprägter Mensch. Ich bin sehr zuverlässig, sehr pflichtbewusst. Übertreten von Regeln fallen mir schwer, obwohl ich gerne meine Meinung vertrete und auch eine habe. Aber ich halte mich immer an gesellschaftliche Normen. Ich versuche auch nicht gross aufzufallen, bin lieber im Hintergrund. Beobachtet zu werden, find ich unangenehm. Allerdings übernehme ich bei Projekten oder wenn etwas erledigt werden muss, gerne unbewusst die Leaderrolle, wahrscheinlich weil ich Sachen lieber selber erledige. Ich bin ziemlich lösungsorientiert und sage den Leuten oft überraschend klar was ich denke. Ich bin im Freundeskreis bekannt dafür, dass ich Sachen sehr direkt beim Kern fasse und Fragen ohne Umschweifen direkt und ohne Vorbereitung stelle.
Spontane Antworten fallen mir dagegen schwer, Schlagfertig bin ich leider gar nicht. Hie und da neig ich auch zum haspeln und ich hatte sehr lange bis meine Körperbewegungen nicht mehr steif und eckig waren (wobei ich ziemlich sportlich bin). Als Teenager kam ich überhaupt nicht mit meinem Körper zurecht, hab überall angestossen, starke Wachstumsstörungen und war ein richtiger Trampel. Starke Rückenschmerzen begleiten mich seit dem 12.Lebensjahr.
Doch etwas kann ich trotzdem: Ich denke ich kann andere Menschen doch ziemlich gut einordnen und ihre Gefühle erkennen. Aber ich kann nachher nicht damit umgehen, starke Gefühle anderer Menschen sind mir eher peinlich und unangenehm. Mir fehlt das Verständnis dafür. Ich selbst fahre nie aus der Haut. Ich kann weder auf jemanden böse sein, noch mich über ein Geschenk freuen oder auch Trauer kann ich nicht empfinden. Eifersucht ist für mich ein Fremdwort. Nur weiss ich was von den Mitmenschen erwartet wird und kann deshalb je nach dem darauf reagieren, um sie nicht zu enttäuschen, fühlen tu ich dabei aber nichts. Mitleid geht, da dies oft stark mit dem Gerechtigkeitsgefühl zusammenhängt, welches wiederum vorhanden ist. Harmonie ist mir sehr wichtig.Personen die ich gut kenne (ausgenommen meinen Freund) schau ich selten in die Augen, auch das ist mir irgendwie unangenehm. Ich würde aber nicht sagen, dass ich ein schlechtes Selbstvertrauen habe. Auch mein Leben verläuft nicht schlecht und ich hab Ziele, welche ich erreichen möchte, die ich auch über alles stellen kann. Ich selbst lebe gut mit mir, meine Mitmenschen allerdings haben doch manchmal ziemliche Schwierigkeiten mit meiner Art wie ich bemerke. Am meisten Sorgen macht mir meine Beziehung, da ich meinen Freund auf keinen Fall verlieren möchte. Übrigens kann ich mir keine Gesichter merken. Bzw schon etwas, aber wenn sie dann in einem anderen Kontext erscheinen, zb falsche Umgebung, kann ich die Person nicht mehr einordnen. Könnte das mit fehlender emotionaler Übersetzung zutun haben?
So, nun kennt ihr mich.....Drei Fragen zusätzlich zur obigen: seht ihr in mir eine mögliche Alexi? (Der Test hat 137 ausgespuckt). Ist es möglich, dass man als Alexi andere Personen einschätzen kann, (vll weil man als Kind noch Gefühle hatte?) aber selbst nichts empfindet, sich aber trotzdem so verhalten kann als würde man, da man ja weiss, was von der anderen Seite erwartet wird? (zb Geburtstagsfeier -> Geschenk -> freudiges Danken). Drittens: Hat jemand einen guten Weg mit dem Partner gefunden ohne im Sagen zu müssen, was man hat (ich glaube das würde ihn nur verunsichern, er ist eher einer, der sich gefühlsmässig auch nicht öffnet).
Denke nicht, dass mein Roman jemanden interessiert, aber vielleicht hat ja doch jemand Zeit und Lust zu antworten.
LG Gui