Thema: Alexithymie - Sollte ich es haben???

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Alexithymie - Sollte ich es haben???
23.06.2014 von piwi

Hallo Forum Gemeinde

Meine Frau hat mit mir heute diesen Test gemacht (Ohne das ich wusste um was es sich handelt). Dieser ergab mit 139 Punktes das ich für Alexithymie in Frage komme.
Es ist nicht leicht die passenden Worte zu finden um etwas zu erklären was ich selbst nicht verstehe.

Zunächst einmal ich war bzw. ich bin noch in Psychotherapie in welcher es aber Hauptsächlich darum geht das ich ADS (ADHS) habe. Was jedoch nichts mit meinem Problem mit Gefühlen zu tuen hat.

Zunächst einmal möchte ich klar stellen das es sich hier nicht um ein Phänomen handelt welches erst seit ein paar Wochen besteht.

Seit meiner Kindergartenzeit stellte ich fest das ich nicht so "funktioniere" wie meine Mitmenschen, seit nun knapp 40 Jahren und endlos vielen Menschen die ich enttäuscht verletzt und im Stich gelassen habe, versuche ich nun hier Hilfe und Rat zu bekommen sowie die Möglichkeit mich mit gleich gesinnten auszutauschen.

Mein Problem liegt nicht darin Gefühle wahr zunehmen sondern darin mit Ihnen zu leben. Mir fällt es selbst schwer meine Lebensgefährtin in den Arm zu nehmen, oder mich zu Ihr zu legen. Bei meiner Ex Frau war das gleiche Problem. Bei Freundinnen in jungen Jahren usw. es zieht sich wie ein rotes Band durch all die Jahre. Selbst bei Bekannten die mich mal in den Arm nehmen z.B. bei Geburtstagen läuft mir ein eiskalter Schauer über den Rücken und ein starker Flucht Gedanke macht sich in mir breit. Wenn neben mir geweint wird kann ich mit der Situation nichts anfangen, ich sitze oder stehe daneben und weis nicht wie ich reagieren soll. Es ist als währe ich gelähmt.
Es hört sich jetzt makaber an doch es ist wie es ist. Ein Bekannter von mir verstarb und ich wurde darum gebeten zur Trauerfeier zu erscheinen. Zunächst ich wollte nicht dorthin, ich lies mich überreden. Die Kapelle war voll alle weinten und schluchzten. Ich saß da schaute mir die Menschen an und nichts passierte in mir. Es war als stände ich an einer Kreuzung vor einer roten Ampel.
Genau das gleiche bei Glücksgefühlen es gibt einen kurzen Impuls und schon ist es wieder vorbei. Es gibt so viele verschiedene Gefühle doch diese aufzulisten vermag ich nicht alle zu erklären.

Zum Schluss noch etwas was selbst mich verwundert. Ich spiele in regelmäßigen Abständen ein Online Spiel in einer kleinen Gruppe dort neige ich dazu auch zu lachen. Wird diese jedoch immer mal etwas größer wird es wieder sehr schnell ruhigt um mich.

Vielleicht ist es schwer meine Zeilen zu verstehen darum bitte ich schon mal im voraus um Entschuldigung

Hallo Piwi
24.06.2014 von Anne

Hallo Piwi,

eine Frage, die ich mir immer wieder stelle:

Was erwartet ein Gefühlsblinder von einer Partnerschaft? Nähe, Geborgenheit, Zärtlichkeiten, intensive und tiefergehende Gespräche, gemeinsam Lachen zu können?

Vielleicht klingt meine Frage etwas aggressiv oder provokativ. "Mein" Alexi hat mir in den ersten Tagen/Wochen der Beziehung sehr viel vorgespielt, um mich überhaupt für sich gewinnen zu können. Gut, jeder versucht sich in der Anfangsphase einer Beziehung von seiner besten Seite zu zeigen und wird klugerweise nicht gleich mit allem Negativen die/den Auserwählte/n zuschütten ... aber etwas vorzutäuschen, was man nicht ist und auch nie geben kann, ist etwas unfair.

Zudem bin ich es, die "schwierig" und "kompliziert" ist, wenn es um meine Bedürfnisse geht. Für ihn ist alles völlig okay. Ich bin an seiner Seite, wenn wir mal bei Freunden eingeladen sind ... er hat eine Partnerin - mehr als diese Tatsache scheint er nicht zu brauchen. Was er damit verbindet, kann er mir nicht beantworten.

Gespräche, Zärtlichkeiten, Nähe ... sind Dinge, die er ab und an mal hinnehmen muss, wenn mein "Schwierigwerden" zu anstrengend für ihn wird.

Ich fühle mich verletzt und beleidigt. Meinem Selbstbewusstsein hat diese Partnernerschaft eher nur geschadet. Wenn er mich nun vor anderen in die Arme nehmen will, dann wiegel ich ab ... was zu Hause an zärtlichen Gesten fehlt, muss ich nicht der Öffentlichkeit vorführen.

Was für eine Selbstbeherrschung muss es ihm gekostet haben keine ablehnenden Gesten zu zeigen, wenn ich mal wieder bemüht war durch Zärtlichkeiten mehr Nähe zu schaffen.

Mein Partner ist aber auch ein besonders extremer Fall. Sicher kann ich als besonders emotionaler Mensch von der Klarheit und Nüchternheit seiner Gefühlsäußerungen profitieren - so manches Mal haben sie mich auf den Boden der Tatsachen zurück gebracht - aber ich will mehr als immer nur nüchtern im Gleichschritt geradeaus zu gehen. Leben - Lieben - Lachen ... für "meinen Alexi" gibt es nur ein "L".

Grüße
Anne

Mein Profil ...
24.06.2014 von Anne

... stimmt nicht mit meinen Angaben überein
Ich bin weiblich, grün und keine 42 Jahre.

Antwort auf vorherigen Beitrag
26.06.2014 von Anonym

Hallo,

@piwi:

Du hast deiner Beschreibung nach Gefühle, kannst sie einordnen und wenn du mit deiner Frau den Test gemacht hast, kannst du offensichtlich auch darüber reden. Um Alexithymie, also die Unfähigkeit, Gefühle zu lesen und auszudrücken (Wikipedia) handelt es sich bei dir aus meiner Sicht demnach nicht. Oder in deiner Beschreibung fehlt was Wichtiges.


@Anne:

Was erwartet ein Gefühlsblinder von einer Partnerschaft? Nähe, Geborgenheit, Zärtlichkeiten, intensive und tiefergehende Gespräche, gemeinsam Lachen zu können?
Auf der Gefühlsebene, auf der du Antwort suchst, kann ein Alexithymer keine Antwort geben.
Die rationale Antwort, die ein Alexithymer suchen würde, würde dich verletzen.

Vielleicht liegt die Antwort ganz einfach in dir selbst.

Grüße

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