26.01.2012 von Elana
Thema: Mimik und Gestik bei Alexithymie
26.01.2012 von Elana
26.01.2012 von Elana
Hallo ihr!
Laut Fachliteratur wird alexithymen Menschen ein ausdrucksloses Gesicht und minimale Körpersprache zugeschrieben. Bei mir wurde das sogar im Gutachten in Bezug auf meine Alexithymie erwähnt. Ein solches "Pokerface" wirkt natürlich sehr neutral, sodass es evtl. zu Missverständnissen kommen kann, d. h. wenn ich jemanden mag und dies nicht in meinem Gesicht ablesbar ist, wird vielleicht angenommen, dass ich ihn nicht mag. Ich fragte meinen Therapeuten, ob mein Wohlwollen anderen gegenüber denn nicht sichtbar sei. Er findet, es sei bei mir schon noch bemerkbar. Er nannte es "ein liebes Pokerface".
Trotzdem beobachte ich nun natürlich, wie ich so ankomme mit meiner Art, ob meine Umgebung meine Signale überhaupt wahrnimmt, wenn sie so gering ausgeprägt sind. So fiel mir z. B. auf, dass ein Mann, mit dem ich befreundet bin und der mir immer wieder hilft, erst dann meine Wertschätzung merkt, wenn ich mit ihm so freundlich bin wie mit einem Kind. Erst da scheine ich "normal freundlich" zu wirken. Erst da taut er auf. Ich komme mir dabei etwas doof vor, denn ich kann doch mit einem gestandenen Mann nicht so weich reden wie mit einem niedlichen Kind. Mm. Außerdem fühlt es sich so an, als würde ich mich dabei weit herauslehnen und übertreiben. Na ja, jedenfalls beschäftigt mich das jetzt schon eine Weile, weil es immer wieder so war, wenn ich zufälligerweise mal situativ irgendwie weich wurde, wie man es eher mit Kindern ist, die man ja führt und innerlich an der Hand nimmt, damit sie keine Angst haben, sondern zutraulich werden.
Wie ist das bei euch?
29.01.2012 von Anonym
Hallo,
[quote:1c1vvh0m]Wie ist das bei euch?[/quote:1c1vvh0m]
Wenn ich sehr konzentriert bin, fragt ein bestimmter Kollege mich manchmal, warum ich so böse schaue. Beim Sprechen fuchtel ich mit den Händen nicht rum. Ob das Anzeichen für ein ausdrucksloses Gesicht und minimale Körpersprache sind? Keine Ahnung.
Ich glaube nicht, dass man am Gesicht ablesen kann, ob man jemanden mag oder nicht. Ein scheinbar lächender Japaner muss mich nicht unbedingt mögen. Und meine weinende Frau mag mich bestimmt nicht weniger, als vor dem Weinen.
Ich frage mich bei solchen Themen, ob alexithyme Menschen nicht einfach nur realistischer sind, als gefühlsbetonte Menschen und ob gefühlsbetonte Menschen sich vieles nicht nur einbilden.
Die typische Babysprache der Erwachsenen finde ich albern. Mit einem niedlichen Kind spreche ich genau so, wie mit einem nicht niedlichen Kind. Wie ich mit Kindern spreche, hängt vom Alter und der Situation ab. Grundsätzlich bei Kindern in andere Stimmlagen zu fallen, als in anderen Gesprächen halte ich sogar für falsch. IMHO zeigt das, dass man Kinder nicht ernst nimmt. Das bedeutet aber nicht, dass man Kinder auf Teufel komm raus wie Erwachsene behandeln soll. Z.B muss muss man Kindern ggf. mehr und besser Erklären, evtl. geduldiger sein. Ein Erwachsener, mit dem gesprochen werden muss, wie mit einem kleinen Kind, hat seinerseits Probleme.
Ich habe aber tatsächlich generell den Eindruck, dass sehr gefühlsbetonte Erwachsene sind wie kleine Kinder. Ich halte das aber für ein Problem dieser Erwachsenen. Bestenfalls sind diese Erwachsenen eben anders als ich. Jedenfalls mache ich das nicht zu meinem Problem.
Teilweise ist das auch ein gesellschaftliches Thema. Je weniger Kinder es in Deutschland gibt, desto mehr werden Kinder wie Erwachsene behandelt werden und Erwachsene benehmen sich wie Kinder. Abgesehen davon, dass fünf Erwachsene mit der passenden Menge Alkohol sowieso zu Babys mutieren. Aber das ist wieder ein anderes Thema.
29.01.2012 von shouqici
[quote="Anonym":2vq5wchi]Wenn ich sehr konzentriert bin, fragt ein bestimmter Kollege mich manchmal, warum ich so böse schaue. Beim Sprechen fuchtel ich mit den Händen nicht rum. Ob das Anzeichen für ein ausdrucksloses Gesicht und minimale Körpersprache sind? Keine Ahnung.[/quote:2vq5wchi]
Also das mit dem 'böse schauen' kenne ich sehr gut von mir - dass es [i:2vq5wchi]damit [/i:2vq5wchi]zu tun haben könnte, auf die Idee bin ich aber noch nicht gekommen...
Die Sache mit der Körpersprache - meine Frau meint, die wäre wirklich minimal bei mir - meine Ex-Gattin hat häufig behauptet, die Körpersprache würde bei mir nicht mit den verbalen Aussagen übereinstimmen. [i:2vq5wchi]Beides [/i:2vq5wchi]kann ja wohl nicht gleichzeitig stimmen
() shouqici
30.01.2012 von Elana
Hallo ihr!
Das mit dem bösen Blick, wenn ich ernst schaue, hat man mir noch nie gesagt, aber bei meiner ebenfalls alexithymen Mutter schon oft, und zwar von meiner impulsiven, gefühlsbetonten Schwester. Meine Mutter schminkte sich deshalb öfter nur wegen ihr, weil sie dann etwas weicher aussah.
Ich komme nochmal zurück zu dem Mann, der mir öfter hilft. Durch ihn wurde mir sogar schon vor meiner Diagnose klar, dass etwas nicht stimmt mit meinem Blick und meiner Mimik. Es passierte z. B. öfter, dass ich ihm etwas erzählte, aber mein Blick irgendwie aufgelöst wurde dabei, d. h. ich konnte ihn nicht die ganze Zeit ansehen beim Gespräch. Mir wurde das schon in meiner Schulzeit von einer Klassenkameradin mitten im Gespräch vorgeworfen, dass ich einfach nicht mehr ins Gesicht des Gesprächspartners schaue. Aber eigentlich ist es nur so, dass ich wie blind werde und meine Augen sich innerlich auf das konzentrieren, was ich gerade erzähle. Es ist ja oft so, wenn sich jemand erinnert, dass er dann irgendwie nach oben schaut in die Leere, um sich zu erinnern. Genau das mache ich, wenn ich etwas erzähle, nur irgendwie zu lang und zu oft und unwillkürlich mit einem aufgelösten unfokussierten Blick. Weiter fiel mir auf, dass ich zwar dem anderen direkt in die Augen schauen kann, aber eben nicht zu lange. Es kommt mir irgendwie fast zu intim vor. Deshalb weiche ich dem Blick des Gegenübers auch mal aus. Das war einmal so auffällig, dass der andere geradezu nach meinem Blick suchte und es lustig fand, wie ich auswich.
Wie ist das bei euch mit Blickkontakten?
31.01.2012 von Anonym
Hallo,
[quote:3d9sn5s7]Wie ist das bei euch mit Blickkontakten?[/quote:3d9sn5s7]
mir ist da noch nichts aufgefallen. Es ist sicher richtig, dass ich Gesprächspartnern nicht minutenlang ins Gesicht schaue. Aber das machen nur wenige Leute, glaube ich. Ich schaue den oder die Gesprächspartner eine kurze Weile an, dann woanders hin usw.
02.02.2012 von Elana
Halihallo
Vor kurzem erfuhr ich von einem Mitpatienten mit ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung, wie er in der Klinik auf seine Gefühlslage hin untersucht wurde. Er befand sich in einer Gruppe, wo auch ein Alexithymiker mit dabei war, den nannten die Psychiater "Pokerface", aber dieser Alexithymiker habe viel gelacht und war stets gut gelaunt. Also ich muss sagen, dass ich auch so wirke, auch in Situationen, wo andere zusammenbrechen würden.
Wie ist das bei euch?
02.02.2012 von Anonym
Hallo,
[quote:12dnfkm8]dieser Alexithymiker habe viel gelacht und war stets gut gelaunt[/quote:12dnfkm8]
dann verstehe ich nicht, warum er Pokerface genannt wurde.
[quote:12dnfkm8]Also ich muss sagen, dass ich auch so wirke, auch in Situationen, wo andere zusammenbrechen würden. [/quote:12dnfkm8]
Als Pokerface oder als Lachkanone?
[quote:12dnfkm8]Wie ist das bei euch?[/quote:12dnfkm8]
Ich bin nicht ständig ernst. Ich lache nicht dauernd. Mal bin ich ernst, mal lache ich.
02.02.2012 von Elana
Hi Anonym
Ja, scheint widersprüchlich, hab ich mich auch gefragt, denn bei mir war es auch so, dass ich während des Gutachtens eigentlich immer fröhlich war und sogar einmal über einen Satz des psychiatrischen Gutachters loslachen musste. Trotzdem hat derselbe Gutachter mich im Gutachten alexithym mit minimaler Mimik und Motorik bezeichnet. Das passt offenbar doch. Lachkanone ist das falsche Wort. Man kann auch lachen, ohne eine Witzfigur zu werden, denke ich.
02.02.2012 von Anonym
[quote:2dmcafs4]bei mir war es auch so, dass ich während des Gutachtens eigentlich immer fröhlich war und sogar einmal über einen Satz des psychiatrischen Gutachters loslachen musste. Trotzdem hat derselbe Gutachter mich im Gutachten alexithym mit minimaler Mimik und Motorik bezeichnet. Das passt offenbar doch.[/quote:2dmcafs4]
Das ist ja auch kein Widerspruch. Wer im Extremfall immer nur ein bestimmtes Lächeln drauf hat, hat auch eine minimale Mimik. Minimale Mimik heißt ja nicht, dass man unbedingt ernst ist.
Aber unter einem Pokerface wird normalerweise jemand verstanden, der immer unbewegt, also emotionslos, schaut. Und häufiges Lachen ist ja nicht gerade ein unbewegtes, emotionsloses Pokergesicht.
Lachkanone ist für mich nicht das gleiche wie Witzfigur. Aber egal wie man es bezeichnet. Ich habe es so verstanden, dass du selbst in Situationen in denen andere zusammenbrechen gut gelaunt bist und lachst. Wenn man jetzt mal von Extremen absieht, wo Leute schon in objektiv lachhaften Situationen zusammenbrechen, wäre das schon seltsam. Während die Leute beim Schiffsuntergang neulich um ihr Leben kämpfen, würdest du fröhlich dabei stehen und lachen? Deshalb die polarisierende Nachfrage, ob du das so gemeint hast, oder ich das falsch verstehe.
02.02.2012 von Elana
Hi Anonym
Ich versuche, das Ganze einfach möglichst so widerzugeben, wie es mir gesagt wird. Dieser Mitpatient hat es so erzählt. Er fand es auch widersprüchlich und meinte auch, der Alexithyme habe doch gelacht und gegrinst. Warum nannten ihn die Psychiater dort trotzdem "Pokerface"?
Bei mir ganz ähnlich: Ich fragte eigens noch einen zweiten Psychiater, der mich auch oft lachen sah, ich fragte, ob ich ein "Pokerface" habe, er fand, ich habe ein "liebes Pokerface", nahm es also nicht zurück. Also ich denke nicht, dass man unter "Pokerface" versteht, dass jemand nicht lachen kann, sondern dass die Gesichtsmimik einfach minimaler ausfällt, auch beim Lachen. Und das stimmt bei mir schon. Deshalb habe ich auch keine Lachfalten, obwohl ich schon über 40 bin und unter den Augen altersgerecht Fältchen habe. Aber eben nur dort.
Ich meinte damit nicht, dass ich lache, wenn jemandem ein Leid geschieht, sondern dass ich z. B. über eigene schreckliche Erlebnisse erzählen kann, ohne davon stets total erschüttert zu werden, bin oft sehr distanziert zu meinen eigenen Erlebnissen und dadurch ziemlich unbeschwert, ohne aber jetzt speziell in ein unnatürliches Gelächter auszubrechen. Aber es kann sein, dass ich darin manchmal eine gewisse Situationskomik erkenne, obwohl das Erleben selbst eigentlich nicht toll war, ganz im Gegenteil. Aber ich lache niemanden aus, der leidet. Das mache ich grundsätzlich nicht, denn ich habe hohe ethische Ideale und so was wär unterste Schiene für mich.
13.02.2013 von zuckerwuerfelche1
Hallo liebe Mitglieder... Ich habe heute diesen wunderbaren Artikel in der Geo gelesen und so bin ich auf dieses Thema aufmerksam geworden, mache mich nun kundig und hoffe auf Eure Hilfe:
Ich war immer ein sehr einfühlsamer, liebevoller und mitfühlender Mensch voller Kreativität. Im Winter 2009 war plötzlich alles anders. Plötzlich war alles weg und meine Gefühlswelt war wie ausgelöscht, emotional "tot", die Haut "fühlt" sich an, wie wenn man über einen Pulli streicht, sexuell geht garnichts mehr... Ich kenne mich so nicht und dachte es wäre vielleicht eine kleine Winterdepression, doch es hat sich bis heute nichts verändert. Das belastet mich und meinen Mann sehr, weil er mich ja anders kennengelernt hat und ich mich als fremd empfinde.
Man nimmt ja jeden Strohhalm den man bekommen kann, also war ich beim Endokrinologen und beim Frauenarzt, doch es wäre alles in Ordnung. Daran kann es also nicht liegen.
Aber nun???
Im Fragebogen hatte ich 142-starke Anzeichen, aber ist es möglich durch eine "Situation" auszulösen?
Liebste Grüße von zuckerwuerfelche
16.02.2013 von money
Um gleich mal deine Frage zu beantworten:
In den meisten Fällen von denen ich bisher gelesen habe wurde Alexithymie durch äußere Faktoren ausgelöst, also z. B. durch Traumata oder Mobbing usw. Das so was einfach so auftritt, davon habe ich noch nie gelesen.
Das Testergebnis selbst ist keine Diagnose, sonder mehr ein Indikator.
Die Ergebnisse schwanken auch nach Tagesform, bei mir waren es immer zwischen 163 und 170 Punkten.
Hoffe es ist nicht zu aufdringlich wenn ich dich jetzt ein wenig mit Fragen löcher:
Wie ist es für dich, also im sinne von kannst du dich noch an deine Gefühle erinnern, oder ist es mehr so das du zwar weißt du hattest mal welche jedoch nicht mehr abrufen kannst wie sie sich angefühlt haben?
Wie war es Zwischenmenschlich, hast du da genau gewusst was jemand anderes empfindet oder war es mehr so eine Vermutung gepaart mit einem Restzweifel?
Wie ist es jetzt bei dir?
Hast du vorher eigentlich gewusst wenn du Traurig warst oder war das mehr so das du es erst dann gemerkt hast als du bereits angefangen hast zu Weinen bzw. ist es bis ins Bewusstsein durchgedrungen?
Wie ist es jetzt? Weißt du das du nichts fühlst oder bist du dir selbst nicht mal dabei sicher?
Hoffe die Fragen sind nicht zu penetrant.
Mir ist bewusst das die Fragen sehr Konfus sind, hab auch Stundenlang überlegt wie ich sie klarer formuliere. Mir ist aber nichts eingefallen.
LG
Money