Thema: Eine Beschreibung und wie kommuniziere ich mit (m)einem Alexi am sinnvollsten?

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Eine Beschreibung und wie kommuniziere ich mit (m)einem Alexi am sinnvollsten?
01.01.2015 von miracle

Hallo an Alle und ein frohes, neues Jahr! (o;
Ich habe besonderes Interesse an Feedback und Hinweisen von Alexis (ich erlaube mir mal, die hier gebräuchliche Abkürzung zu nutzen) und freue mich über Erfahrungen von allen Anderen.

2014 habe ich einen wunderbaren Mann kennengelernt, der auf mich jedoch gleich zu Beginn etwas "fremdartig" gewirkt hat. D.h. er wirkt(e) etwas "hölzern" und verschlossen, auch die Körpersprache zeigte "eigentlich" Desinteresse. In seinem Bemühen um mich lag da jedoch die Diskrepanz dazu.
Zu den Bemühungen: vorsichtige Berührungen, Versuch zu küssen (mochte ich gleich beim ersten Treffen noch nicht zulassen), Einladung, große Aufmerksamkeit gegenüber meinen Bedürfnissen etc. Weiter erfolgte nach unserem Treffen fast sofort eine erneute Kontaktaufnahme und damit neue Verabredungen durch ihn initiiert. Die enorme Zuverlässigkeit war und ist ebenfalls beachtlich. Für mich war das die Wolke 7 mit einer langen Leiter zum festen Boden...nur zur Sicherheit. Auch habe ich gut darauf geachtet, dass wir bei unseren Unternehmungen auch seine Bedürfnisse in gleichen Teilen berücksichtigen. Das schien für ihn ungewohnt zu sein. Was mich wirklich stutzig machte war, dass ich "frisch verliebt" bisher deutlich anders kennengelernt hatte. Mit verliebten Blicken, der Sehnsucht und das Weitere, vielen bekannte Programm.
Nun, hier kam ich mir stattdessen vor wie ein seltenes Insekt unter dem Vergrößerungsglas. Viele seiner "halbwegs romantischen" Anflüge wirkten auf mich recht abgespult und ein Blick in seine Augen bestätigte mir diesen Verdacht. Auch war und ist dieser/mein Blick ihm unangenehm. Das weiß ich, weil er mir das sagt: "warum guckst Du so, das ist mir ungeheuer"
Auch der bereits erwähnte Gefühlsüberschwang blieb/bleibt aus. Interessanterweise auch bei mir, zumindest in den gemeinsamen Stunden merk(t)e ich, dass so etwas völlig unangebracht war/ist. Auch gab es hier und da Aussagen von ihm wie z.B.: "es ist schwierig mit mir"; "mit der Liebe hab` ich`s allgemein nicht so besonders"; "ich bin halt so... (meine Frage "wie bist Du denn" blieb/bleibt unbeantwortet) und noch einige kleine Hinweise mehr.
Für mich ist er bisher jedoch DER wunderbarste Mann in meinem Leben. Manchmal etwas kompliziert, wer ist das nicht? Beziehung führen in Kombination mit intensiven Gefühlen... davor schrecke ich nach zwei sehr einschneidenden Erfahrungen zurück. Ich habe erlebt, dass diese "großen Gefühle" zwar absolut schön sind, aber auch genauso flüchtig und eher wenig tragfähig. Ich bin entsprechend glücklich über und mit dieser neuen Erfahrung. Im weiteren Verlauf mit IHM gab es ein paar intensive Begegnungen. Bei diesen war er kompletter "dabei", auch mit Augen, Herz und Stimme. Ich habe mich gefreut und geborgen gefühlt wie ein kleines Kind, das am liebsten den Daumen in den Mund gesteckt hätte. Schön! ...aber kurz. Ich glaube, ich habe den Wandel verpasst weil ich mich für einen Moment in der neuen Situation gut eingerichtet und auch darin fallengelassen habe = unaufmerksam wurde. Es gab wegen einer banalen Situation eine Auseinandersetzung, die ebenfalls wenig spektakulär war. Vorwürfe meinerseits blieben aus, aber eine kleine konsequente Handlung folgte. Ich möchte auch gut auf mich achten bzw. die Achtung (seine und meine) vor mir bewahren.
Im Anschluss fand ich wieder eine hohe Reserviertheit und Distanz vor. Da ich selbst so meine Problemchen mit Beziehungen habe (nicht beziehungsvermeidend, aber vorsichtig, ängstlich und unsicher) hat mich das sehr getroffen. In den Foren hier steht sehr viel darüber, wie sich eine Beziehung mit einem Gefühlsblinden so anfühlen kann. Danke dafür, es hat mich in meiner Vermutung bestätigt, es hier sehr wahrscheinlich mit einem Alexi zu tun zu habe und beruhigt hat es mich auch.

Kommunikation:
Keine versteckten und offenen Vorwürfe zu machen, ist für mich schon seit Jahren selbstverständlich. Ich habe dieses aus dem Themen der gewaltfreien Kommunikation gerne in meinen Alltag übernommen weil so die Gespräch nach meiner Meinung lösungsorientierter zu gestalten sind.

Für das Frage und Antwortforum habe ich mich entschieden, weil ich unsicher in der Kommunikation mit diesem Menschen bin und hier Hilfe bzw. Feedback benötige. Es ist sehr anstrengend, für mich wichtige Themen bei ihm unterzubringen und eine offene Stellungnahme zu erhalten. Hat jemand noch Anregungen?
Reden kann ich mit ihm, aber sachlich und in homöopathischer Dosierung. Ich achte also bereits darauf, kein Gefühlsvokabular zu nutzen, sondern meine Themen mit ihm inhaltlich bekannten Worten "an den Mann" zu bringen. Ich nutze alternative Worte und Formulierungen, mit welchen er etwas anfangen kann. Bsp: "zufrieden" statt "glücklich", "wie war Dein Tag" statt "wie geht es Dir heute". Das waren jetzt Beispiele für die Art und Weise. Ich habe gemerkt, dass es wichtig ist, mir sehr wichtige Themen kurz zu fassen und auf den Punkt zu bringen. Wenn er auch nur "Gespräche über die Beziehung" vermutet, macht er dicht. Also muss es logisch, nachvollziehbar und leicht zu beantworten sein. Bei allen anderen Themen verhalte ich mich ganz normal und ohne diese Planung. Allerdings stelle ich fest, dass auch hier sein Anspruch mir folgen zu können besteht. Durch das notwendige Hinterfragen wird eine einfache Plauderei für ihn anstrengend. Dass er mir zuhört und verstehen will, macht ihn für mich gleich noch etwas wertvoller. Wie oben erwähnt bitte ich um Feedback, Anregungen, Tipps. Ich glaube, dass es hier für mich tatsächlich notwendig ist möglichst schnell eine neue Sprache zu lernen. Ich möchte diesen Menschen ungern durch Unachtsamkeit verlieren und etwas neues zu versuchen ist mir das mindestens Wert. Wir sind, beide zusammengerechnet, bereits 98 Jahre alt.

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02.01.2015 von Anonym

Hallo,

Es ist sehr anstrengend, für mich wichtige Themen bei ihm unterzubringen und eine offene Stellungnahme zu erhalten.
stelle dich darauf ein, dass das wahrscheinlich immer so bleiben wird.

Ich achte also bereits darauf, kein Gefühlsvokabular zu nutzen, sondern meine Themen mit ihm inhaltlich bekannten Worten "an den Mann" zu bringen. Ich nutze alternative Worte und Formulierungen, mit welchen er etwas anfangen kann. Bsp: "zufrieden" statt "glücklich", "wie war Dein Tag" statt "wie geht es Dir heute".
Es ist meiner Meinung nach auf alle Fälle sinnvoll und hilfreich, wenn du seine Ausdrucksweisen verstehst und für dich einordnen kannst. Ob du dich deshalb mit seinen Ausdrucksweisen an ihn wenden solltest, ist für mich sehr fraglich. Auch deine Sprachweisen gehören zu dir und machen dich aus. Alexithyme haben selbst eine "Übersetzung", mit der sie eure Fragen/Sprache in ihre Welt übertragen. Und sie sind in dieser Sprachübersetzung im Zweifel deutlich geübter, als ihr.

Für mich ist die Frage "wie war Dein Tag" genau so schwer zu beantworten, wie die Frage "wie geht es Dir heute". Das Problem ist ja nicht, dass ich nicht weiß, worauf du ungefähr hinaus willst. Das Problem ist, dass ich nicht weiß, wie ich sagen soll, wie es mir geht bzw. gar nicht weiß, wie es mir geht.
Bei mir würdest du auf beide Fragen die Antwort "normal" bekommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dir diese Antwort weiter hilft. Du machst es dir an dieser Stelle - zumindest wäre das bei mir so - unnötig schwer.
Entscheidend ist, dass du dir aufgrund der Antwort "normal" keine Gedanken machst, ob etwas nicht in Ordnung ist, ob du einen Fehler gemacht hast usw., sondern davon ausgehst, dass alles ok ist. Das wiederum kannst du ihm zurück spiegeln, z.B. indem du so etwas sagst wie "dann gehe ich mal davon aus, dass es dir gut geht".
Irgendwann wird es zu einer Art Ritual, bei dem du evtl. du ein Gefühl dafür bekommst, ob nicht doch irgend etwas Ungewöhnliches ist. Denn ich antworte natürlich selbst dann mit "normal", wenn mich gerade eine Dampfwalze überfahren hat. Wenn dir eine Unstimmigkeit auffällt, hast du die Möglichkeit gezielt nachzufragen.
Analog ist es mit "zufrieden" und "glücklich". Ich kenne kein "zufrieden sein" oder "glücklich sein". Zufrieden ist nur das Wort, dass mir am ehesten über die Lippen kommt, weil "glücklich sein" sich so extrem übertrieben anhört und "zufrieden sein" etwas reduzierter klingt. Also sage ich "zufrieden", weil das wahrscheinlich der beste Kompromiss ist, aus dem, was du hören willst und was ich sagen kann.

Ich habe gemerkt, dass es wichtig ist, mir sehr wichtige Themen kurz zu fassen und auf den Punkt zu bringen. Wenn er auch nur "Gespräche über die Beziehung" vermutet, macht er dicht. Also muss es logisch, nachvollziehbar und leicht zu beantworten sein.
Das halte ich für viel wichtiger. Allerdings wirklich auf den Punkt. Der Unterschied zwischen "zufrieden" und "glücklich" oder "wie war Dein Tag" und "wie geht es Dir heute" ist nicht der Punkt. Auf den Punkt bei mir wäre so etwas wie "hattest du heute eine Besprechung", "war die Besprechung interessant", "waren Dummschwätzer bei der Besprechung".

Mit dem Thema "auf den Punkt bringen" verbunden und vielleicht am Wichtigsten, sind die unausgesprochenen Erwartungshaltungen in Gesprächen, gerade zwischen Frauen und Männern, denen Alexithyme in der Regel überhaupt nicht entsprechen. Irgendwelche indirekten Signal etc. mit denen ihr glaubt, uns zu einem bestimmten Verhalten zu bringen, verstehen wir überhaupt nicht bzw. wir können damit überhaupt nicht umgehen. Wenn du etwas erreichen willst, musst du es "auf den Punkt" sagen.

Grüße

@Anonym
02.01.2015 von miracle

Deine / Ihre Antworten und Stellungnahmen haben mir bereits beim lesen im Forum viele interessante Eindrücke vermittelt. Danke!

Der Hinweis auf die Ausdrucksweise ist sehr hilfreich. Ich habe im Moment darüber nachgedacht, ob ich gerade versuche, mich zu klonen. Antwort: Nein, um wirklich zu verstehen und einzuordnen muss ich das auch mal selbst erlebt haben. D.h. um zu verstehen hilft es mir tatsächlich, die Sprechweise anzupassen.
im Wesentlichen, wenn`s eher um alltägliche Themen geht, erhalte ich mir meine individuelle Art zu reden.

Wie war Dein Tag/ wie geht es Dir heute.....hier musste ich grinsen.
Ich erhalte exakt diese Antwort: "normal", die wird dann gelegentlich noch etwas hinterfragt in dem ich mir bekannte Details nenne (Meetings etc.). Wenn etwas nerviges oder blödes vorgefallen ist, habe ich das meist erzählt bekommen.
Undramatisch und besser gar nicht theatralisch zu reden ist tatsächlich sinnvoller. Das habe ich schon zu einem Zeitpunkt erfahren, an dem ich mich noch gewundert habe.

Danke für das Feedback zu den indirekten Signalen. Ich weiß nicht, ob ich welche aussende, gehe aber mal davon aus.
Wenn ich eine Antwort auf meine Frage möchte, klappt das wirklich nur "auf den Punkt gebracht". Ich denke vorher darüber nach, komme zu einem Ergebnis und bringe meine Frage bei der nächsten passenden Gelegenheit unter. Eine passende Gelegenheit ist dann, wenn er gerade weder gedanklich noch aktiv mit anderen Dingen beschäftigt ist. Da diese Gelegenheiten eher selten sind, ist es schon deshalb notwendig, exakt zu formulieren. Die Erkenntnis ist aus "try and error" entstanden. Irgendwo habe ich gelesen, dass eine Frage in der Art: "was willst Du jetzt hören" kein dummer Spruch ist sondern ernstgemeint im Wortsinn. Das ist mir auch nur 1x passiert .... (hatte es zu der Zeit als "dummen Spruch" gewertet und mich sehr geärgert).

"Ich brauche etwas für mich so und so aus dem und dem Grund". Das ist noch recht neu und ich habe keine Erfahrungen damit, zudem das in vergangenen Beziehungen eher ein "no go" war eigene Ansprüche zu haben.

Es gibt noch mehr als die Kommunikation, was mich beschäftigt.
Bekomme ich bitte noch Antworten auf die Fragen:

- wie wird körperliche Nähe empfunden? (streicheln, küssen, umarmen, handhalten etc.)
Ich verstehe Reaktionen wahrscheinlich immer mal wieder falsch und kann`s wenig einordnen. Es ist auch oft mal kniffelig, die Distanz zu durchdringen.

- Wenn es kein "verlieben" gibt, würde es mich sehr interessieren, nach welchen Gesichtspunkten eine Partnerin gewählt wird. "Unkompliziertheit" kann ja niemand zu Beginn erkennen und unkompliziert, würde ich behaupten, bin ich nicht. Dafür beobachte ich zu gerne, stelle zu viele Fragen usw.









Antwort auf vorherigen Beitrag
03.01.2015 von Anonym

Hallo,

um wirklich zu verstehen und einzuordnen muss ich das auch mal selbst erlebt haben
Dass du ausprobieren willst so zu sprechen bzw. wie darauf reagiert wird, kann verstehen. Du gehst aber hoffentlich nicht davon aus, dadurch Alexithymie besser zu verstehen.

Irgendwo habe ich gelesen, dass eine Frage in der Art:"was willst Du jetzt hören" kein dummer Spruch ist sondern ernstgemeint im Wortsinn.
Schwer zu sagen - was ist ein dummer Spruch? Bei mir kann es z.B. den Wortsinn bedeuten, oder dass ich mich in eine Ecke gedrängt fühle und mir nicht mehr anders zu helfen weiß, oder dass ich davon ausgehe, dass mein Gesprächspartner was anderes hören will, als ich sagen würde/könnte, oder wirklich ein dummer/trotziger(?) Spruch.

wie wird körperliche Nähe empfunden? (streicheln, küssen, umarmen, handhalten etc.)
Manchmal angenehm, oft unangenehm, peinlich, albern etc. je nach Anlass und was es genau ist.
Wenn sie von mir ausgehen soll - wenn ich z.B. ich vermute, dass meine Partnerin so was erwartet - muss mich dazu sehr überwinden.
Wenn es von meiner Partnerin ausgeht, ist es erträglicher. Vielleicht akzeptiere ich es dann auch nur eher, weil ich weiß, dass sie eben so ist.
Sie ist unsicher beim Überqueren von Straßen. Ich kann sie problemlos von mir aus an die Hand nehmen und "hinter her ziehen". Wenn sie meine Hand beim Spazieren nimmt, ist es komisch aber es geht. Händchenhalten in Stuhlkreisen etc. ist total albern und peinlich und fast unerträglich. Umarmungen sind meistens seltsam. Von der Partnerin erträglich. Von anderen bei Begrüßung oder Verabschiedung extrem unangenehm.

Wenn es kein "verlieben" gibt, würde es mich sehr interessieren, nach welchen Gesichtspunkten eine Partnerin gewählt wird.
Ich gehe davon aus das die Gesichtspunkte die selben sind, wie bei nicht Alexithymen. Aussehen, ich meine natürlich die inneren Werte ;-), gemeinsame Interessen, wie ergänzt man sich, kann man es längere Zeit zusammen in einem Raum aushalten usw.
Es stellen sich aber keine körperlichen Empfindungen ein, wie sie immer beschrieben werden. Ich fühle mich nicht irgendwie verliebt. Es rast kein Herz. Ich gehe rein im Kopf die diversen Gesichtspunkte durch, ob die Interessen passen etc. und es zu einer Beziehung kommen könnte, wie die Erfolgsaussichten sind, ob sich was besseres finden könnte usw.

Bitte immer dran denken. Ich schreibe nur, wie es bei mir ist. Mit den Worten, die mir jetzt gerade dazu am Treffendsten erscheinen. Ich weiß nicht, was man wie weit verallgemeinern kann.

Grüße

Antwort ...
27.01.2015 von Anne

Hallo Miracle,

Für mich ist er bisher jedoch DER wunderbarste Mann in meinem Leben. Manchmal etwas kompliziert, wer ist das nicht? Beziehung führen in Kombination mit intensiven Gefühlen... davor schrecke ich nach zwei sehr einschneidenden Erfahrungen zurück. Ich habe erlebt, dass diese "großen Gefühle" zwar absolut schön sind, aber auch genauso flüchtig und eher wenig tragfähig.

Genau das hatte ich auch so bei meinem (Ex-) Partner empfunden. Treue, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, klare Gespräche ohne emotionale Hochs und Tiefs ... sich mit ihm fühlen, als würde man ganz ruhig ein einer Hängematte schaukeln. Als emotionaler Mensch eine gute Möglichkeit zu sich selber zu kommen - gerade nach einer etwas aufreibenderen Beziehung. Verliebtheit vergeht irgendwann und manchmal bleibt dann kaum etwas an Gefühlen übrig.
Nur ... wo bleibe ich mit meinen Gefühlen? Ich habe mich in den letzten Jahren verändert - bin ihm gegenüber deutlch "kälter" geworden - habe mich angepasst.

Ich sehe uns nun nicht mehr als Paar. Wir telefonieren zwar täglich miteinander, aber unsere Treffen sind deutlich weniger geworden, nachdem ich angefangen habe meine freien Wochenenden nicht nach ihm auszurichten. In diesem Jahr haben wir uns zwar bereits einige Male gesehen, aber es waren eher zufällige Treffen. Ihm scheint es auszureichen.

- wie wird körperliche Nähe empfunden? (streicheln, küssen, umarmen, handhalten etc.)
Ich verstehe Reaktionen wahrscheinlich immer mal wieder falsch und kann`s wenig einordnen. Es ist auch oft mal kniffelig, die Distanz zu durchdringen
.

Wie Anonym antwortete, werden Berühungen und Zärtlichkeiten eher "ertragen" - zumindest wurden sie von meinem "Alexi" nicht genossen. Ich muss dazu sagen, dass ich mit meinem Partner eher selten Sex hatte - durchschnittlich höchstens einmal im Monat. Nicht, dass mir Sex so besonders wichtig gewesen wäre, aber es sind auch die normalen Zärtlicheiten im Alltag, die mir sehr fehlten: ein zärtlicher Blick, eine Liebkosung zwischendurch, eine spontane Umarmung, die von ihm aus kam. Und wenn es dann mal zum Sex kam, war überhaupt nichts von knisternder Erotik und Leidenschaft zu spüren - nicht einmal der Ansatz einen klitzekleinen Funkens. Nie bekam ich das Gefühl begehrt zu werden.

Ich hatte mich nun mit einem anderen Mann getroffen und ich habe es genossen Gefühle zu teilen. Gemeinsam über etwas lachen zu können und zu spüren, wie er meine Berührungen als lustvoll empfinden konnte, war richtig aufbauend. Nicht, dass es darauf in einer Beziehung ankäme, aber ich möchte nicht den Rest meines Lebens darauf verzichten. Für mich gehört zu einer Partnerschaft auch Nähe - zum Ausgleich für Dinge, die nicht so perfekt laufen.

- Wenn es kein "verlieben" gibt, würde es mich sehr interessieren, nach welchen Gesichtspunkten eine Partnerin gewählt wird. "Unkompliziertheit" kann ja niemand zu Beginn erkennen und unkompliziert, würde ich behaupten, bin ich nicht. Dafür beobachte ich zu gerne, stelle zu viele Fragen usw.

Ich werde auch eher als "schwierig" bezeichnet (bin ich natürlich nicht), bin aber auch bodenständig, ausgeglichen, ungekünstelt und aufrichtig. Mein Alter und mein Aussehen stimmten auch und wir hatten sehr viele gemeinsame Interessen.

Liebe Grüße
Anne

@Anne @Anonym
08.02.2015 von miracle

Vielen Dank an beide!

Mittlerweile tauschen wir uns innerhalb der Beziehung immer mal wieder über das Thema aus. Dabei können wir uns gut aufeinander abstimmen. Z.B. in Bezug auf meine Frage an Anonym zu dem Empfinden von körperlicher Nähe gibt es Handlungen, die ich sehr gut auch unterlassen kann ohne dass mir etwas fehlt (Händchenhalten und weitere) genauso werden Aspekte die mir wichtig sind von ihm aufgegriffen - und das geschieht absolut freiwillig.Mit den Hinweisen von Anonym kam ich auf die Idee, so etwas nicht "wie selbstverständlich" anzunehmen, sondern in den Dialog zu bringen. Ergebnis: Funktioniert gut!! Ich bin also noch etwas stärker der Meinung, dass die Begegnung mit diesem Menschen zu den wertvollsten meines Lebens gehört.

Liebe Anne, Du warst sicher eine ganze Zeit länger in Deiner Beziehung so dass ich mir keine Einschätzung erlauben werde - außerdem kann ich kaum in meine Zukunft sehen. Dazu gibt es die Persönlichkeitsstruktur der Alexithymie welche in manchen Aspekten sehr eindeutig sein kann und wir schreiben hier sicher von "bemerkenswerten" Ausprägungen.
Trotzdem glaube ich, dass jeder Mensch seine Individualität besitzt. Was für einen Menschen funktioniert kann deshalb niemals allgemeingültig sein. Deshalb bitte ich darum, meinen folgenden Kommentar (ich schreibe also, wie ich selbst die Themen erlebe) richtig zu verstehen:

Zitat:

"Treue, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, klare Gespräche ohne emotionale Hochs und Tiefs ... sich mit ihm fühlen, als würde man ganz ruhig ein einer Hängematte schaukeln. Als emotionaler Mensch eine gute Möglichkeit zu sich selber zu kommen - gerade nach einer etwas aufreibenderen Beziehung. Verliebtheit vergeht irgendwann und manchmal bleibt dann kaum etwas an Gefühlen übrig.
Nur ... wo bleibe ich mit meinen Gefühlen? Ich habe mich in den letzten Jahren verändert - bin ihm gegenüber deutlch "kälter" geworden - habe mich angepasst."

Zuverlässigkeit kann ich definitiv auch unterschreiben (;, Treue und Ehrlichkeit fairerweise sicher auch - ich hoffe es für mich....allerdings hängt`s da bei mir persönlich (hat nichts mit ihm zu tun!!) ein wenig in dem Glauben daran. Heißt: ich tue mich ganz allgemein sehr schwer mit Vertrauen, lasse aber bewusst die Kontrolle bleiben!!! Es wird jedoch ganz deutlich besser... nur das Gefühl mit ihm ganz ruhig in einer Hängematte zu schaukeln stellt sich dadurch kaum ein. Vorstellbar wäre es und auf jeden Fall ist das eine tolle Beschreibung...ich nehme es mir mal als Ziel vor (;

Als noch spannender empfinde ich die Frage:
"Nur ... wo bleibe ich mit meinen Gefühlen? Ich habe mich in den letzten Jahren verändert - bin ihm gegenüber deutlich "kälter" geworden - habe mich angepasst."

Ja, wo bleiben meine Gefühle....? Ich hatte angefangen, entsprechend für mich zu sorgen. Um das tun zu können musste ich erstmal genau hinschauen und diese/meine Gefühle nach "Elementar wichtig", "wichtig" und "weniger wichtig" sortieren. Das war weniger kompliziert als es klingt und klappt noch im Kopf (;
Auf das Beachten meiner wichtigen Gefühle mache ich ihn aufmerksam, da werden Beschreibungen notwendig - und über die Form, das "wie" gibt es ja keine Regularien. Elementar wichtige Gefühle (Definition: müssen unbedingt und auf diese Art und nicht anders Beachtung finden) habe ich bisher noch nicht entdeckt und über weniger wichtige kann ich hinwegsehen.
Anpassung - ja; kälter werden - vielleicht...ich weiß es nicht, evtl. auch nur anders als bisher.
Die Beziehung besteht ja auch gerade mal 11 Monate.

Zitat:

"Wie Anonym antwortete, werden Berühungen und Zärtlichkeiten eher "ertragen" - zumindest wurden sie von meinem "Alexi" nicht genossen. Ich muss dazu sagen, dass ich mit meinem Partner eher selten Sex hatte - durchschnittlich höchstens einmal im Monat. Nicht, dass mir Sex so besonders wichtig gewesen wäre, aber es sind auch die normalen Zärtlicheiten im Alltag, die mir sehr fehlten: ein zärtlicher Blick, eine Liebkosung zwischendurch, eine spontane Umarmung, die von ihm aus kam. Und wenn es dann mal zum Sex kam, war überhaupt nichts von knisternder Erotik und Leidenschaft zu spüren - nicht einmal der Ansatz einen klitzekleinen Funkens. Nie bekam ich das Gefühl begehrt zu werden."


; ) ertragen - das wirkt tatsächlich so... aber oft auch ganz gerne ; ) wenn nicht erfahre ich das meist unmittelbar.
Sex kenne ich auch häufiger, lege jedoch großen Wert auf die Qualität und die stimmt.
Das Gefühl "begehrt" zu werden fehlt auch...ja. Dafür hat sich das Gefühl "vertraut zu sein" entwickelt. Dank meiner persönlichen Geschichte ist mir das sogar wertvoller....es geht mal mehr um mich als ganze Person und weniger um Sex und das kenne ich nun auch ganz anders....
Zärtliche Berührungen zwischendurch, Blicke, spontane Umarmungen....sind sehr sehr selten und deshalb erlebe ich solche Dinge gerade das erste Mal als etwas Besonderes. Das tue ich und er kann es mittlerweile auch meist zulassen ohne zur Salzsäule zu erstarren. Was aber noch kein Mann zuvor für mich unaufgefordert getan hat, ist mir Unterstützung in den alltäglichen Dingen des Lebens zu geben. Er tut das gerne......


Bis jetzt stimmt alles, mit Höhen und Tiefen. Manchmal überwiegt die Distanz und dann bin ich versucht, ihm die Hand zu schütteln und mich ganz höflich und förmlich erstmal vorzustellen. Die Phase haben Das haben wir gerade wieder hinter uns. Das verletzt mich, weil ich das ganz persönlich nehme und keinen Hinweis darauf erhalte, was es ist.

Das haben wir gerade wieder hinter uns. Das verletzt mich, weil ich das ganz persönlich nehme und keinen Hinweis darauf erhalte, was gerade "los" ist.


Ansonsten ist es gut so wie es ist.

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