03.02.2015 von Maus123
Hallo zusammen,
es handelt sich um meinen Lebensgefährten (34), der sich vorgestern (und heute nach nochmaligem Gespräch endgültig) nach knapp 4-jähriger Beziehung von mir (38) getrennt hat. Ich komme damit nicht ganz zurecht und bin mir nicht ganz so sicher, ob ich hier richtig bin. Ich hoffe deshalb hier auf Hilfe.
Ich habe die letzten Wochen - auch hier - viel über Alexithymie gelesen. Mein Ex-LG und ich haben auch schon viel gesprochen darüber. Er hat den Test hier mit 121 gemacht. Ob er alles so beantwortet hat, wie es für ihn ist, kann ich natürlich nicht sagen. Und ob er einer ist, hoffe ich hier herausfinden. Er meint schon, dass es auf ihn zutrifft.
Ich hoffe, es wird nicht all zu lang, danke all denjenigen, die dies lesen und mir hierzu vielleicht auch etwas schreiben können.
Also:
Mein Ex-LG und ich haben vor 4 1/2 Jahren eine Affäre begonnen. Diese beendeten wir, in dem wir zusammengezogen sind. Wir haben beide unsere Ehepartner füreinander verlassen. Seine Heirat hat er damals als "Test", wie er es immer sagte, vollzogen. Er wollte sehen, ob sie "ja" sagt, sagte er. Ich glaube, dass er versucht hat, ein "normales" Leben zu leben. Zwischenzeitlich sind wir beide geschieden. Heiraten war für uns nie ein Thema. Wir waren beide der Ansicht, dass es einmal reicht im Leben.
Ich wusste von Anfang an, dass er anders war, dies sagte er mir auch und ich sollte mir gut überlegen, ob ich das möchte. Den Grund hierfür nannte er mir nie. Er sagte nur, er sei anders, aber ich sei ihm wichtig. Heute weiß ich, denn er sagte es zu mir, dass das alles, egal was er jemals gesagt hat (sei es in Bezug auf Gefühle oder, das was wir Gefühlsmenschen gerne hören), gespielt war.
Damals hatte ich mich ziemlich schnell in ihn verliebt und sagte ihm dies auch mit den berühmten drei Worten und erwiderte darauf hin, dass er mir das leider nicht zurücksagen könne "erstmal nicht". Klar, war ich verletzt, dachte mir aber auch, dass sich die Liebe auch erst entwickelt. Gerade bei einer neuen Beziehung. Irgendwann schrieb er mir eine SMS mit diesen besagten drei Worten und ich dachte damals, endlich, er empfindet was für mich. Deshalb haben wir uns auch entschieden, unsere damaligen Partner (für ihn war es damals schon keine Partnerin mehr) zu verlassen.
Jedenfalls, nach ausführlichen Gesprächen in den letzten 2 Tagen, weiß ich von ihm:
Er hat die ganze Zeit gespielt. Nichts war wirklich ernst und er ist froh, dass er es jetzt nicht mehr tun müsste. Er hätte es immer weiter versucht, dass es gefühlsmässig aufwärts bei ihm ginge. Aber dies ist leider nie passiert. Und er sagte sogar, es täte ihm leid (was ich ihm nicht glauben kann, denn das ist eine Empfindung = Gefühl).
Es tut mir natürlich unsagbar weh, klar. Meine Kinder mögen ihn und es gab auch nie Streit. Er wurde nie laut. Er hat lediglich zwei Mal Partei für mich ergriffen, wenn die Kinder mir auf der Nase rumtanzten. Und trotz allem wäre ich bereit, mit ihm weiterzuleben und es zu versuchen, aber er lehnt es jetzt ab und geht. Wir sind ihm egal.
Zu seiner Person noch allgemein zu sagen:
- er hatte eine sehr schlechte Kindheit (sprich hat nie Liebe erfahren, Schläge, sex. Missbrauch in der Familie, Abschiebung ins Internat, musste immer nur lernen, nie Freizeit und nur zu Hause (später dann auch im Jugendalter)
- er hat keinerlei Freunde (seine Mutter ist vor 10 Jahren gestorben, zu seinem Vater und seinem Zwillingsbruder lehnt er jeden Kontakt ab, diese habe ich auch nie kennengelernt)
- er hat keinen Kontakt zu irgendwelchen Verwandten
- er behauptet von sich selbst, gestört zu sein (er findet alle Menschen primitiv, er sorgt vor, dass niemand etwas über ihn herausfindet)
- geht nicht auf Feste, meidet Menschenauflauf, Einkaufen war am Anfang, jetzt seit mehreren Monaten tabu
- hasst Weihnachten, Silvester, Geburtstag u. ä. Aktivitäten (außer: im Urlaub war er mit uns öfter, das ging dann, aber wahrscheinlich erzwungen, weil das das typische Familienbild ist)
- das Sexuelle war kein Problem, brauchte dies aber nicht regelmässig (er sagte, es sei Kopfsache)
- er alles nur widerspiegelt bzw. kopiert hat von anderen Paaren, was er dann in unsere Beziehung einbrachte (körperliche Berührungen, Küsse, auch kuscheln im Bett)
- er hat mich getestet, ob ich ihn kontrolliere (Briefe, wo er hingeht etc.)
- er kann mich nicht trösten, wenn ich weine oder mir helfen, wenn es mir schlecht geht.
Kurz und knapp noch: Er hat diese knapp 4 1/2 Jahre eine reife Leistung an schauspielerischem Talent (seine Worte) an den Tag gelegt, was ihm auch gelungen ist, denn ich habe ja lange geglaubt, dass er es ernst meint. Ich war bislang seine längste Beziehung. Es hat sich richtig angefühlt (für mich). So wie eine Beziehung sein muss. Er hat mir viele Geschenke, Reisen und immer auch zu unserem Kennlern-Tag Blumen mit supertollen, liebevollen Versen geschenkt. Ich habe ihn öfter gefragt, ob er meint, dass das mit uns richtig ist und er sagte immer: "Sonst wäre ich nicht hier." und "Es fühlt sich gut an".
Aber von heute auf morgen kann er nicht mehr "schauspielern", wie er es selbst sagt. Kann es sein, dass er das, weil ich ihm jetzt quasi auf die Schliche gekommen bin, beendet und keine Hilfe möchte? Er hat bereits im Jugendalter eine Therapie diesbezüglich gehabt, was nichts brachte und auch schon eine Hypnose. Ob es stimmt, kann ich natürlich nicht beurteilen.
Aber für mich, und das war heute unser, denke ich, diesbezüglich letztes Gespräch in diese Richtung, wäre ich bereit weiter mit ihm den Weg zu gehen. Aber er möchte nicht. Er sagte, um mich und die Kinder zu schützen, muss er gehen. Ich wüsste nicht, wozu er fähig ist. Natürlich könnte er so 10 Jahre weitermachen, aber er sagte, dass er mich nicht noch unglücklicher machen wolle. Das ist sehr ehrlich und leuchtet mir auch ein. Aber trotz allem liebe ich diesen Menschen und wäre bereit weiterzumachen.
Er antwortete mir auf die Frage, wie ich mir das vorstellen müsste, damit, dass er dann quasi alleine (aber mit uns) hier wohnen würde. Wir also für ihn nicht mehr vorhanden sein würden, Luft, und das wäre für mich nicht lange ertragbar (womit er wahrlich recht hat denke ich).
Ach ja eins noch: er sagte, ich solle bei mir keine Fehler suchen, ich hätte keine gemacht. Ist ja Quatsch, auch ich mache Fehler.
Entspricht obiges Alexithymie oder ist da noch mehr?
Steht sein Entschluss wirklich fest, dass er geht? Oder will er mich wieder "nur" testen? Ist es richtig, dass ich ihn gehen lasse?
Im Übrigen sagt er, dass er jederzeit für mich und die Kinder weiter da ist, er wäre ja schließlich kein Monster. Also, er will hier raus, aber trotzdem noch Kontakt, passt das?
LG und danke fürs Lesen und sorry, dass es doch jetzt so lang geworden ist.
Maus123