Thema: Hat mein Partner Alexithymie?

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Hat mein Partner Alexithymie?
25.02.2015 von sunny

Hallo,

mittlerweile bin ich am Rande meiner Kräfte und weiß auch nicht mehr weiter. Ich hoffe, dass mir dieses Forum wichtige Ratschläge geben kann, denn ich habe den großen Verdacht, dass mein Partner gefühlsblind ist.

Zuerst möchte ich die Situation beschreiben:
Ich (23) bin nun fast drei Jahre mit meinem Partner (25) zusammen. Wir haben wirklich schon alles durchgemacht und müssen immer wieder feststellen, dass wir offensichtlich nicht zueinander passen, da ich sehr emotional, mein Partner sehr gefühlskalt ist. Dennoch versuchen wir es immer wieder und wollen die Hoffnung noch nicht aufgeben.

Folgende Punkte lassen mich zu der Annahme kommen, dass mein Partner Alexithymie haben könnte:
Mein Freund ist seit dem er 6 Jahre alt ist ohne Vater aufgewachsen. Seine Eltern haben sich geschieden und sein Vater hatte sich nie richtig darum bemüht, seinem Sohn zu besuchen, obwohl er auch in der Umgebung wohnte/wohnt. Seine Mutter leidet an Depressionen und ist arbeitslos. Nach fast drei Jahren Beziehung konnte er mir erstmals etwas über diese Situation erzählen, wenn auch nur sehr schwierig. Dabei wirkte er sehr desinteressiert, als würde ihn dieses Thema gar nicht interessieren, noch belasten, sondern eher nerven. Er konnte mir nur erzählen, dass er seit dem er 6 Jahre alt ist seinen Vater nie gebraucht hatte und dass er sich nicht daran erinnern könnte, dass er ihn jemals vermisst hätte. Heute steht mein Freund fest im Leben. Er hat schon früh gelernt, selbst Verantwortung zu übernehmen und selbst für sich zu sorgen. Er beschreibt das ganze so, dass er von niemandem abhängig sein möchte und auch niemanden in seinem Leben braucht bzw. Nicht Auf Personen angewiesen sein möchte. Familiäre Verhältnisse pflegt er kaum. Er besucht seine Mutter und seinen Opa (leben zusammen) nur, um formale Dinge zu klären.
Unsere Beziehung ist eine reine Achterbahnfahrt mit vielen Höhen und Tiefen. Wir führen eine Wochenendsbeziehung aus beruflichen Gründen. Oft möchte ich am Wochenende viel Zeit mit ihm verbringen. Doch er fühlt sich oft überfordert und eingeengt. Er beschreibt es immer wieder so, dass er nicht lange mit einer Person zusammen sein kann, d.h. Er braucht ständig Abwechslung und die findet er in seinem Fußballverein. Hier zeigt er ausnahmslos richtig Freude. Seine Augen strahlen regelrecht, wenn er zum Fußball geht. Unsere Zeit gestaltet sich eher so, dass er hier oft genervt ist und nur sehr wenig Freude zeigt. Er hat ständig eine grimmige Mimik und zeigt nur wenig Unternehmungslust, wenn nur, wenn wir etwas mit Freunden unternehmen. Wenn es mir schlecht geht oder wir uns oft streiten, zeigt er 0% Einfühlsamkeit. Ich muss ihn praktisch auffordern, dass er mich mal in den Arm nimmt. Oft weine ich mich in den Schlaf, ohne dass er das überhaupt bemerkt. Auch unsere sexuelle Beziehung ist sehr belastet. Er möchte nur selten Sex (1x am Wochenende ist vollkommen ausreichend) und oft kommt die Initiative auch nur von meiner Seite. Übrigens dem Akt selbst sind kaum oder gar nicht Gefühle vorhanden. Es kommt mir wie eine zwanghafte Alltagssituation vor, die er am Abend zu erfüllen versucht. Keine Spontanität, keine Einfälle, immer nur das Bett, immer vor dem Schlafen gehen.
Über Gefühle reden wir praktisch gar nicht. Ich fühle mich mittlerweile so unglücklich, dass ich mich selbst in Therapie begeben habe.
Ich wünsche mir wirklich sehr, sein Verhalten besser verstehen zu können, doch ich empfange immer wieder Zurückweisung, Desinteresse und Enttäuschung. Ich fühlt mich ungeliebt und versuche alles, um ihn glücklich zu machen, doch er ist immer wieder aufs Neue genervt. Nach einem Streut kann er für kurze Zeit liebevoll sein, und mir seine Zuwendung schenken. Doch diese ist genau so lange wieder verblasst, bis der nächste Streut kommt. Des Weiteren versucht er immer, mich glücklich zu machen und tut Dinge, die gar nicht seinem Charakter entsprechen. Hinterher wirft er mir aber vor, dass er sich wieder bedrängt fühlt, es wäre nicht sein Wahres Ich, wenn er gefühlsbetonte Dinge machen würde. Er tut dies nur mir zu Liebe, damit ich nicht leide, sondern glücklich bin.

Als ich ihn auf seine Auffälligkeiten angesprochen habe, hat er alles von sich gewiesen. Er sei mit seiner Person, so wie ernst, 100% zufrieden und möchte auch nichts an seinem Verhalten verändern. Von einer Therapie möchte er nichts wissen. Er sagt, dass ich entweder meine Ansprüche runtersetzten muss,Minh so akzeptieren soll wie er ist, oder dass ich mich von ihm trennen muss.
Wir hatten schon öfters on-and-offs in unserer Beziehung. Doch auch hier ist er ganz normal zu seinen Alltagsaufgaben zurückgekehrt, hat sich mit Sport abgelenkt und so getan, als wäre nichts geschehen, es sei eben einfach Schluss, während ich mir die Seele ausgeheult habe.
Ich bin sehr emotional und manchmal auch nicht einfach, dennoch glaube ich, dass es nicht nur an meiner Seite liegt, obwohl er dies immer wieder unterstreicht und mir das Gefühl gibt, ich sei an allem Schuld, weil ich zu hohe Erwartungen an ihn habe.

Vielleicht kennt ihr Parallelen die ihr in meiner Geschichte wiederfinden und könnt mir darüber berichten. Ich weiß einfach nicht mehr, wie ich mit ihm umgehen soll. Ich bin immer diejenige, die ihm hinterherlaufen muss, weil es ihm gar nicht wirklich nahe geht bzw. Er es mich nicht fühlen lässt, dass ich ihm etwas bedeute.

Liebe Grüsse

***
25.02.2015 von sunny

Ich vergaß noch zu erwähnen, dass auch kleine Aufmerksamkeiten ein Tabu in dieser Beziehung sind. Komplimente bekomme ich praktisch gar keine, obwohl ich nicht gerade unattraktiv bin. Und dann auch nur, wenn ich ihn zuvor daran erinnert oder darauf aufmerksam gemacht habe, dass er mir auch mal etwas nettes sagen könnte. Zuneigung kann er praktisch kaum zeigen, nur wenn ich ihn dazu auffordere, was mich immer mehr und mehr entmutigt, da ich mir auch mal wünsche, dass der Mann in der Beziehung die insistiere ergreift.
Bei Streitigkeiten kommen wir fast nie auf eine Einigung. Er stellt mich immer so hin, dass ich in jeder Situation vertreibe und die Dinge mir ausdenken würde, denn sie würden eigtl. Nicht stimmen.

Antwort auf vorherigen Beitrag
26.02.2015 von Anonym

Hallo,

ich habe den großen Verdacht, dass mein Partner gefühlsblind ist.
deine Beschreibung ist eine der wenigen hier, bei denen ich sicher bin, dass es sich wirklich um Alexithymie handelt.

Die meisten Sachen kenne ich genau so. Wenn du hier im Forum stöberst, findest du wahrscheinlich die ein oder andere Aussage von mir zu den von dir angesprochenen Themen. Du schreibst/sprichst fast wie meine Frau.

Schuld zu verteilen macht keinen Sinn. Es sind 2 vollkommen unterschiedliche "Weltsichten". Entweder man rauft sich zusammen, oder man sollte sich besser trennen. Das hängt wesentlich von der Energie ab, die man aufbringen will oder kann.

Grüße

Ungewissheit
26.02.2015 von sunny

Die Ungewissheit ist momentan mein größtes Problem.
Wenn ich wirklich wissen würde, ob bei ihm irgendeine Persönlichkeitsstörung bzw. eine Gefühlsblindheit vorliegen würde, dann würde ich mit seinem Verhalten besser zurecht kommen, denn dann habe ich die Gewissheit und Bestätigung, dass er dafür eigentlich nichts kann und dass er es nie konnte und auch nicht anders können wird; dass es nichts mit meiner Person zutun hat.
Aber mit dieser Ungewissheit macht man sich eben die ganze Zeit Gedanken darüber, ob er mich überhaupt genug liebt, ob seine Gefühle ausreichen, ob eine Zukunft überhaupt Sinn macht. Man fragt sich ständig, warum man seine Zuneigung nicht bekommt, obwohl er einem ständig sagt, dass er einen liebt.
Ich hatte schon mehrere Affären und eine Beziehung vor ihm, und dort war es eben ganz anders. Die Männer Haben mir die Welt zu Füßen gelegt und all ihre Zuneigung geschenkt.
Hier ist es eben vollkommen anders, wobei es eben aber auch Phasen gibt, bei denen er sich sehr bemüht. Aber es fühlt sich eben auch immer sehr bemüht und gezwungen an, immer aus dem Grund, mich glücklich zu machen, aber nicht aus seinem eigenen Interesse heraus.
Wie gehe ich mit so einer Situation um, wenn ich doch aber gar nicht sicher weiß, was mit ihm los ist? Für eine Therapie ist er nicht bereit, wo so etwas diagnostiziert bzw. Analysiert werden würde.
Wie kann ich dann überhaupt herausfinden, ob er überhaupt etwas hab? So lebe ich doch die ganze Zeit in Ungewissheit und weiß nie so wirklich woran ich wirklich an ihm bin. Es ist wie ein Widerspruch: er sagt zwar, dass er mich liebt und dass ich seine Traumfrau war/bin, aber so fühlt es sich eben kein bisschen an. Je mehr ich ihm gebe, desto weniger bekomme ich. Gehe ich auf Abstand, macht ihm das auch nichts aus. Ich definiere "liebe" einfach anders, mit mehr Zuneigung, Interesse, Verständnis und Freude.
Ich bin ratlos.

Antwort auf vorherigen Beitrag
27.02.2015 von Anonym

Hallo,

Die Ungewissheit ist momentan mein größtes Problem.
Hört sich nach der klassischen Abwärtsspirale an. Du wirst immer unsicherer und reagierst typisch wie Gefühlsmenschen, indem du mehr Zuwendung bräuchtest, evtl. sogar einforderst. Er wird genau dadurch immer immer gestresster und zieht sich typisch alexithym immer weiter zurück. Und so dreht sich die Spirale immer weiter abwärts bis zum point of no return.

Wenn ich wirklich wissen würde, ob bei ihm irgendeine Persönlichkeitsstörung bzw. eine Gefühlsblindheit vorliegen würde, dann würde ich mit seinem Verhalten besser zurecht kommen, denn dann habe ich die Gewissheit und Bestätigung, dass er dafür eigentlich nichts kann und dass er es nie konnte und auch nicht anders können wird; dass es nichts mit meiner Person zutun hat.
Es ist ein Persönlichkeitsmerkmal, keine Persönlichkeitsstörung. Es geht dabei nicht einfach um die Worte, sondern um die Einstellung dem Partner gegenüber. So lange du den Unterschied nicht siehst, würdest du mit typisch gefühlvoller Reaktion auf seine vermeintliche Störung die Situation eher verschärfen, als verbessern.

Aber mit dieser Ungewissheit macht man sich eben die ganze Zeit Gedanken darüber, ob er mich überhaupt genug liebt, ob seine Gefühle ausreichen, ob eine Zukunft überhaupt Sinn macht. Man fragt sich ständig, warum man seine Zuneigung nicht bekommt, obwohl er einem ständig sagt, dass er einen liebt.
Ich hatte schon mehrere Affären und eine Beziehung vor ihm, und dort war es eben ganz anders. Die Männer Haben mir die Welt zu Füßen gelegt und all ihre Zuneigung geschenkt.

Alexithyme Menschen können das nicht verstehen. Die Welt zu Füßen legen ist für Alexithyme eine völlig abstrakte Metapher für Liebe oder Ähnliches. Sie wissen weder, wie man dies "fühlt", noch wie man dieses "Gefühl" auslösen kann. Sie verstehen nur, dass es für bestimmte Menschen etwas Riesengroßes sein muss. Etwas, das mit ewigen Treueschwüren, Liebe bis zum Tod etc. in Verbindung steht.
Und dann hast du als 23 Jährige schon mehrere solcher Erlebnisse hinter dir. Für Alexithyme ein völliger Widerspruch. Diese riesigen Gefühle halten nur so kurz? Sind diese Gefühle nur Einbildung, bei einigen bestimmten Menschen? Sind diese evtl. nur auf Blender herein gefallen, die mit solchen Ausdrücken eine Show abziehen?
Dazu kennt vermutlich jeder Alexithyme Beispiele, dass gerade die angeblich tollsten dieser Beziehungen am Schnellsten vorbei sind.
Mehrfach die Welt zu Füßen gelegt bzw. gehabt und mehrfach gecrasht? Das passt für Alexithyme nicht zusammen.

Hier ist es eben vollkommen anders, wobei es eben aber auch Phasen gibt, bei denen er sich sehr bemüht.
Für Alexithyme ist dieses Bemühen das Wichtige. Ein paar lockere Liebesschwüre kann jeder. Ok, Alexithyme eher nicht. Aber wirklich für den Anderen längere Zeit da sein, die Schwüre wirklich einlösen, das muss man erst mal schaffen.

Aber es fühlt sich eben auch immer sehr bemüht und gezwungen an, immer aus dem Grund, mich glücklich zu machen, aber nicht aus seinem eigenen Interesse heraus.
Alexithymme wissen, dass ihr so Etwas braucht. Also versuchen sie hin und wieder über ihren Schatten zu springen und euch das zu geben. Was auf euch eben künstlich wirkt, was es ja auch ist. Sie bekommen eine kritische Rückmeldung, oder verlangt ihr noch mehr und der Alexithyme erkennt wie aussichtslos er kämpft und hört wieder auf.

Wie gehe ich mit so einer Situation um, wenn ich doch aber gar nicht sicher weiß, was mit ihm los ist?
Du kannst nie in andere Menschen hinein schauen. Du kannst nur Annahmen treffen und gemäß dieser Annahmen handeln.

Für eine Therapie ist er nicht bereit, wo so etwas diagnostiziert bzw. Analysiert werden würde.
Warum auch? Überlege mal seine Wahrnehmung. Mit ihm ist doch alles in Ordnung. Er kommt mit sich und der Welt klar. Du bist aus seiner Sicht manchmal etwas schwierig. Das ist aber nicht seine Schuld. Dass du Probleme hast, zeigt ja, dass du zu einer Therapie gehst. Wahrscheinlich hofft er, dass die Therapie dich zu einem "normalen" Menschen macht und du nicht so überempfindlich bist.

Wie kann ich dann überhaupt herausfinden, ob er überhaupt etwas hab?
Du kannst dich in das Thema hinein knieen. Je mehr Übereinstimmungen du findest, desto wahrscheinlicher ist der alexithym. Ein Teil dabei kann ein Alexithymietest sein.

So lebe ich doch die ganze Zeit in Ungewissheit und weiß nie so wirklich woran ich wirklich an ihm bin. Es ist wie ein Widerspruch: er sagt zwar, dass er mich liebt und dass ich seine Traumfrau war/bin, aber so fühlt es sich eben kein bisschen an.
Für dich in deiner Weltsicht fühlt sich das nicht so ab. Für ihn in seiner Weltsicht ist es das vielleicht aber doch.

Je mehr ich ihm gebe, desto weniger bekomme ich.
Evtl. stresst du ihn immer mehr mit deinem immer mehr geben. Alexithyme brauchen vermutlich etwas, in das sie sich zurück ziehen können. Bei ihm scheinbar der Fußball. Wobei ich das etwas seltsam finde, weil Fußball ja sehr emotionale Momente hat, die Alexithyme eigentlich eher scheuen.

Gehe ich auf Abstand, macht ihm das auch nichts aus. Ich definiere "liebe" einfach anders, mit mehr Zuneigung, Interesse, Verständnis und Freude.
Für Alexithyme sind das wieder abstrakte Begriffe. Ein Alexithymer wird dir antworten, dass es sich doch bemüht, dass du zufrieden bist und hat keine Chance zu verstehen was du eigentlich meinst, so lange du nicht konkreter wirst.

Ich bin ratlos.
Eine Möglichkeit wäre, dass du deine Unsicherheiten mal zur Seite stellst und einfach davon ausgehst, dass er alexithym ist. Evtl. hilft deine Therapie, dass du selbstbewußter wirst. Du kannst dich näher mit Alexithymie beschäftigen und versuchen heraus zu finden, wie du damit umgehen kannst. Als Zwischenschritt auf dem Weg, dass ihr beide eure unterschiedlichen Bedürfnisse respektieren lernt und aufeinander zu gehen könnt. Denn natürlich geht es nur so. Wenn nur du dich bewegst, kann es nicht klappen. Dann gehst du unter. Er muss auch verstehen, dass du anders bist als er und dass du auch das Recht hast, so zu sein.

Grüße

Antwort an Sunny ...
01.03.2015 von Anne

Hallo Sunny,

Dein Freund ist wie mein Ex-Freund - außer dass dieser nicht einmal beim Sieg seines Lieblingsfußballvereins leuchtende Augen bekam, wir höchstens 1-2 mal im Monat (eher weniger) Sex hatten und auch nur dann, wenn die Initiative von ihm aus ging ... mein Wunsch nach mehr wurde immer angewiesen.

Gestritten haben wir uns zwar nie wirklich, aber unsere unterschiedlichen Empfindungen waren oft Thema - von meiner Seite aus.

Wir haben uns vor kurzem getrennt, wollen aber gute Freunde bleiben. Also alles wie bisher, aber ohne die körperliche Beziehung, die ja eh eher mager war.

Da mein Selbstwertgefühl in den letzten Jahren extrem gelitten hatte (ständige Abweisungen, nie Komplimente, keine netten Worte, muffeliges Verhalten ... Du weißt, was ich meine), "poliere" ich es mir nun mit einer Affäre wieder auf. Und ich genieße es so sehr! Ich werde begehrt, bekomme nette Worte, werde zuvorkommend behandelt ... und erhalte Zärtlichkeiten!
Das ist es sicher nicht, was eine Beziehung ausmacht, aber ich laufe in letzter Zeit wie ausgewechselt herum. Ich verhalte mich meinem Umfeld gegenüber ganz anders: offener und zufriedener. Ich schaffe es mehr im Job zu leisten und bis sehr viel ausgeglichener.

Ich werde auch weiterhin mit meinem Ex-Freund viel Zeit verbringen, aber auch meine "Freiheit" genießen.

Natürlich bin ich über das Ende immer noch sehr traurig, aber für mich war es die beste Lösung. Meine Bedürfnisse hätte ich nicht auf Ewigkeiten völlig zurückstellen mögen.

Alles Gute!
Anne

Danke
01.03.2015 von sunny

Hallo,

vielen Dank für Eure ausführlichen Antworten.
Über das Wochenende habe ich mir viele Gedanken zu dem Thema gemacht. Dabei sind mir immer mehr Dinge aufgefallen und bewusst geworden, an die ich zuvor nie gedacht hatte.
Mittlerweile bin ich mir ziemlich sicher, dass mein Freund ein "Alexi" sein könnte.
Ich habe ihn behutsam auf meinen Verdacht angesprochen, ihm Dinge erklärt und ihn gefragt, wie er das ganze sehen würde. Er hat mir sogar erzählt, dass beim ihm beim Sex Gefühle keine Rolle spielen. Er könne gar nicht nachvollziehen, warum man diesen Akt aus Liebe macht..
Wir haben mehrere Auffälligkeiten näher besprochen und jetzt gemeinsam erkannt, warum wir uns in so vielen Dingen so unterschiedlich sind. Er hat mir erzählt, dass es nie an meiner Person lag, sondern dass das, was er tut und was er mir gibt als völlig ausreichend und normal für ihn ist. Er gibt mir aus seiner Sicht genug und möchte mir auch gar nicht mehr geben, wenn es nach ihm ginge. Das ein oder andere Mal tut er mir einfach einen Gefallen, um mich nicht zu verletzen, sondern um mich auch glücklich zu sehen.
Vieles macht jetzt einfach Sinn, was für mich vorher unerklärlich war bzw. wofür ich mir vorher immer die Schuld gegeben habe.

Trotzdem weiß ich, dass es immer schwierig sein wird. Der Kontrast könnte gar nicht größer sein: eine Person, die zu viele Gefühle zeigt und eine Person, die praktisch keine Gefühle zeigt.
Auch wenn das einem jetzt bewusst ist, bin ich einerseits erleichtert und froh, doch habe ich auch große Angst vor der Zukunft: reicht unsere Liebe aus, genug Kraft und Energie für diese Beziehung auf Dauer zu investieren?

Ich frage mich, ob ich mit der Zeit lernen kann, mich damit abzufinden, dass er so ist und ich nur das Positive darin sehe.. Momentan tue ich mich extrem schwer damit. Ich sehne mich nach Zuneigung und Zärtlichkeiten. Oft verbringen wir unsere Wochenenden abends vor dem TV, wenn wir mal nicht unterwegs sind, und schweigen uns an.. Ich habe in letzter Zeit schon versucht, dass wir möglichst viele gemeinsame Unternehmungen mit Freunden machen, damit er seine Abwechslung bekommt und ich ihm nicht ganz so nahe bin. Aber ich sehne mich auch einfach mal nach etwas anderem..
Und immer wieder muss ich meine Bedürfnisse zurückstellen, fresse meinen Frust in mich hinein, weil es ihn nur stören/Nerven würde, wenn ich ihn damit belästige, und es würde ja auch dich nichts verändern, denn ich kann und möchte auch ihn nicht verändern.

Die Wichtigste Frage ist jetzt wohl, ob ich das auf Dauer möchte und kann.. Eine Trennung kann ich mir momentan unmöglich vorstellen, da ich so sehr an ihm hänge. Aber oft überlege ich, ob es nicht das Beste für mich sei..

@sunny
07.04.2015 von miracle

wenn Du ihn liebst und mit ihm zusammenbleiben möchtest, dann versuche auf das zu schauen, was er für Dich / für Euch tut. Es sind die "kleinen Dinge" wie Verlässlichkeit, Anwesenheit, Interesse, Entgegenkommen, Regelmäßigkeiten - auch in Richtung Deiner Gefühle und Deinem Wunsch nach Nähe. Dazu kommt noch der praktische Einsatz in Form von Unterstützung in Alltagssituationen fast aller Art. Da gibt es überall große Chancen auf Wachstum wenn das nötige Vertrauen entstanden ist. Ich glaube, das entsteht, wenn Du ihn nicht mit Erwartungen aller Art und vor allem nicht mit den "unausgesprochenen" Erwartungen überforderst. Diese "kleinen Dinge" von seiner Seite sind evtl. wertvoller als "große Worte" und offensichtliches Begehren. Manches der üblichen "Liebesbeweise" haben sich in meiner Erfahrung letztendlich als "substanzlos" erwiesen und evtl. hast Du das dann auch nicht für Dich alleine...so etwas benötigt nun mal kein allzu großes Engagement und ist ohne größere Anstrengung und "sich einlassen" zu herzugeben.Dazu kommt noch, dass es bei einigen Exemplaren ausschließlich dem Selbstzweck dient (ist ja auch nicht verwerflich). Schenk ihm dafür Deine Geduld, Deine Aufmerksamkeit für seine Bedürfnisse und Deine Gelassenheit. Ich bin selbst seit einem Jahr+ in einer solchen "anderen" Art von Liebesbeziehung und habe gelernt, einiges aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten / zu schätzen und freiwillig nicht mehr aufgeben zu wollen.

@sunny
07.04.2015 von miracle

wenn Du ihn liebst und mit ihm zusammenbleiben möchtest, dann versuche auf das zu schauen, was er für Dich / für Euch tut. Es sind die "kleinen Dinge" wie Verlässlichkeit, Anwesenheit, Interesse, Entgegenkommen, Regelmäßigkeiten - auch in Richtung Deiner Gefühle und Deinem Wunsch nach Nähe. Dazu kommt noch der praktische Einsatz in Form von Unterstützung in Alltagssituationen fast aller Art. Da gibt es überall große Chancen auf Wachstum wenn das nötige Vertrauen entstanden ist. Ich glaube, das entsteht, wenn Du ihn nicht mit Erwartungen aller Art und vor allem nicht mit den "unausgesprochenen" Erwartungen überforderst. Diese "kleinen Dinge" von seiner Seite sind evtl. wertvoller als "große Worte" und offensichtliches Begehren. Manches der üblichen "Liebesbeweise" haben sich in meiner Erfahrung letztendlich als "substanzlos" erwiesen und evtl. hast Du das dann auch nicht für Dich alleine...so etwas benötigt nun mal kein allzu großes Engagement und ist ohne größere Anstrengung und "sich einlassen" zu herzugeben.Dazu kommt noch, dass es bei einigen Exemplaren ausschließlich dem Selbstzweck dient (ist ja auch nicht verwerflich). Schenk ihm dafür Deine Geduld, Deine Aufmerksamkeit für seine Bedürfnisse und Deine Gelassenheit. Ich bin selbst seit einem Jahr+ in einer solchen "anderen" Art von Liebesbeziehung und habe gelernt, einiges aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten / zu schätzen und freiwillig nicht mehr aufgeben zu wollen.

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