04.06.2015 von andreas
Hallo.
Hier mal etwas sher merkwürdiges aus Sicht eines Betroffenen.
Am letzten Wochenende musste - oder besser durfte ich etwas erleben - was für mich die Welt völlig auf den Kopf stellt. Meine Frau hat sich eine Auszeit nach 24 Jahren Ehe (27 Jahre Beziehung) genommen um sich zu überlegen ob es ein Wir noch geben kann. In dieser Ehe hat es bereits des öfteren Probleme gegeben, weil ich weder Freude noch Schmerz, Wut noch Trauer oder sonst wie irgendwelche Gefühle zuordnen oder empfinden konnte. Zu diesem Zeitpunkt war mir dieses aber nicht bewußt sondern Normal - ich kannte es ja nicht anders.
Wärend der Ehe gab es ja bereits schon einmal Probleme was zu unschönen Ereignissen führte und ich mehr oder weniger freiwillig in eine Klinik ging. Das Ergebnis dieser Tagesklinik war dann: Sie werden keine Gefühle empfinden können, sondern sollten einfach akzeptieren was Ihnen die anderen sagen und danach handeln. Und danach habe ich dann mit der Aussage weiter gelebt.
Doch am letzten WE passierte etwas - und das ist auchg Grund warum ich hier schreibe - absolut unmögliches. Die ganze Geschichte kann ich hier nicht wiedergeben, da es dann wohl doch den Rahmen sprengen würde. Aber kurz Zusammengefasst ist es wie folgt:
Sa Morgen gegen 8 fuhr meine Frau mit einem für mich unbekanntem Ziel zum nachdenken und wollte am Sonntag zurück kommen. Ich war mit meinen 2 Töchtern (17 + 20) allein. In den ersten knapp 3 Stunden bin ich seelisch daran faßt zerbrochen. Zweifel, Vorwürfe und Angst ob Sie überhaupt zurückkommt. Einfach hilflos. Und dieses war mir dann etwas fremd und neu und diese ungewissheit hat mich aufgfressen. Ich sagte mir, was kannst du tun - sie war nicht erreichbar für mich. Die Gedanken drehen sich im Kreis und man kommt da nicht raus. Irgendwas tat weh - aber das war so neu, dass ich es nicht einordnen konnte und wurde minütlich schlimmer.
Ich musste etwas tun um nicht auf dumme Gedanken zu kommen. Freunde zum reden - fehlanzeige, da ich ja im Grunde immer nur mitgelaufen bin wenn irgendwo was los war. Um ihr - unbewußt - vorzuspielen das es mir gefällt. Komunikation mit den anderen eher selten bist gar nicht. Konnte nie mitlachen da ich jeden Witz versuchte logisch zu zerlegen und zu verstehen. Also was tun. Hatte ja mal gehört (und dann akzeptiert) wenn man redet wird manches besser. Aber niemand da der zuhören wollte oder konnte. Da entschloss ich dann es mir selbst zu sagen - also immer genau das was der Kopf gerade denkt. Um es mir dann aber anhören zu können, habe ich es aufgeschrieben. Jeden einzelnen Gedanken so wie er kahm und falls es eine Reaktion dazu gab dass dann auch.
Und ich merkte mit jedem weiteren Wort - das befreite irgendwie was ich aber zu diesem Zeitpunkt nicht zuordnen konnte. Mein Verlangen weiter und weiter zu schreiben wurde immer größer und stärker, so dass ich gar nicht mehr aufhören konnte. Die einzelnen Details erspare ich Euch hier aber, denn das würde jeden umhauen. Ganz gleich ob ich eine Kaffepause gemacht hatte oder rauchen war, alles wurde schön so aufgeschrieben wie es das Gehirn dachte und an den Mund (bzw. die Hand) weiter gegeben hatte.
Miut jedem neuen Gedanken und mit jeder Stunde die verging wurden sie Schmerzen immer größer. Ich fing an zu weinen, zu heulen und das Herz fühlte sich an als wenn es gleich explodiert. Schmerzen über Schmerzen - aber dennoch konnte ich irgendwie nicht aufhören. Es müssen so ca. 8 Stunden vergangen sein, schrieb ( also sinnlich da erzählte ich es mir selbst) und las (also höhrte mir zu) und auf einmal musst eich für einen winzigen Augenblick schmunzeln - einfach so und ohne Grund. Aber ich bemerkte und es wurde weiter geschrieben. Mit jedem weiteren Wort und jedem neuen Gedanken blieben diesmal aber die Schmerzen gleich - sie wurden nicht stärker oder nahmen sogar etwas ab. Und mit jeder weiteren Stunde kahmen immer mehr und neue Gefühle hoch die nicht Betroffene wohl als "Normal" bezeichnen würden. Es wurde besser es wurde wieder schlimmer mal empfand ich Wut mal Trauer usw. Alles Querbeet und so durcheinander dass ich es nicht einordnen konnte. Nach nun mehr als 12 Stunden - und ich war gedanklich auf die Reise vom aktuellen Zusatand bis in die Vergangenheit gereist und fand so auch die Ursache bzw. was mich so hat werden lassen. Unterdrückung in frühester Jugend ( also ich kann mich bis ca. dem 6 Lebensjahr erinnern) Mißhandlung und das Wegsehen. Aber auch hier immer wieder mit Unterbrechung in den Gednaken - also so durcheinander wie ich gerade in diesem Moment war.
Mein bisheriges Leben gestaltete sich rein durch Logik. Auf die Frage was heißt lernen habe ich meist Wikipediareife analsysen und umschreibungen geliefert. In dem Augenblick habe ich den Gedanken kaum notiert das sagte ich mir selbst - Hää? Was soll das heißen - Warum sage ich nicht einfach Lernen heißt Lernen. Jeder weiß doch was das bedeutet - warum muss ich so eine simple Frage so kompliziert beantworten. Und irgendwo hatte nun dann wohl einen knacks im Herzen gegeben und das Gehrin hat klick gemacht. Ich erkannte mich immer mehr aber war auch neugierig auf das was ich noch so herausfinden würde.
In den dann folgenden Stunden erlebte ich dadurch die wohl gesamte Bandbreite an Emotionen und Gefühlen die es gibt. Abwechselnd und quer durcheinander. Es wurde immer leichter ums Herz und ich konnte weinen lachen, ich spürte eine Erleichterung, Wut, Trauer Schmerz und wieder Freude. Rauf und Runter und Kreuz und Quer und wieder zurück. Ich habe keine Ahnungf wie ich das am Ende ausgehalten habe - aber ich hatte einfach nur das verlangen allses zu sagen (also mir schreiben) und mir wieder anzuhöhren. Der Schmerz wich immer mehr und ich erkannte immer klarer welches Gefühl da war. Ich empfand Freude über diese Erkenntnis und es nahm einfach kein Ende - obwohl dann irgendwann nach unzähligem Kaffe und Tabakkonsum.
Dieser ganze - ich nenne es nun mal - Gedankenprozeß machte mir auf einmal klar das ich bisher nie gelebt hatte. In all den Jahren als Kind oder in der langen Ehe konnte ich mich weder Anblick der Sonne, eines Sees oder Waldes oder so erfreuen noch ihr komplimente machen oder aus reinem Interesse ehrlich Fragen: Wie war Dein Tag ? Ich empfand nichts beim Tod oder hatte keine Freude an Geschenken oder was das Leben sonst noch so bietet. Nur leere und Logik.
Kurz vor dem Ende meiner Selbsterkenntnis machte ich Listen wo ich all das aufschrieb was ich mit diesem für mich komplett neuem Zustand alles ausprobieren wollte. Spazieren gehn, mir einen See ansehen oder im Wald spazieren. Dem eigenen Kind ehrlich sagen: Ich liebe Dich und es tut mir Leid. Dabei lachen sich freuen und weinen wenn es traurig ist. Schmerz empfinden ohne darüber nachzudenken und spüren das reden befreit.
Und ich kann es irgendwie kaum glauben - all das habe ich dann am Sonntag - hatte dann gegen 6 Uhr in der frühkeine Kraft mehr - ausprobiert. Naja, nicht alles auf einmal. Also ich gin in den Wald spazieren und spürte den Wind auf dem Gesicht. Und es wahr angenehm und einfach schön. Die Ruhe und Stille. Meine Tochter beklagte sich und hatte Angst weil die Mutter sich nicht gemeldet hatte - ich konnte sie ohne zögern ind den Arm nehmen und mit ihr weinen - ihr sagen ich liebe Dich und unter tränen erklären was hier gerade passiert. Einfach so - ohne Angst was falsch zu machen und ohne zu überlegen. Ganz aus dem Herzen und ich spürte den Schmerz aber zugleich auf die Befreiung dass ich es gerade gemacht hatte. Zum ersten Mal in meinem Leben.
Auch Freunden (also mehr die Freunde meiner Frau denn ich bin ja nur mitgeangen) - ich konnte mich sie stellen und ihnen sagen: Entschuldigung dass ich mich so verhalten habe. Konnte vor Ihren Augen weinen, zusammenbrechen und sie in den Arm nehmen. Und es war befreiend.
Leider kann ich dieses was ich da durchlebt habe hier nicht veröffentlichen, da ich mal davon ausgehe, das viele es zu schwer fänden es wirklich zu lesen. Und das hier ist nur die "zensierte" Version von dem was da passiert ist. Nichts desto trotz hat sich meine Frau nun von mir getrennt. Aber das ist ja eine andere Geschichte und dieses bin ich nun mit dem was ich bekommen habe am verarbeiten.
Leider habe ich dazu jetzt noch ein neues Problem - Diese ganzen Gefühle überkommen mich immer so heftig, was sicher auch mit der Trennung zu tun hat - und so chaotisch, das es mich zusammenbrechen läßt. Erneut kommen unschöne Gedanken auf, da ich jetzt gerade so überfordert damit bin. Nur habe ich immer noch niemenden zum reden. Ich wünsche mich als alte Person zurück, denn das Herzt zerspringt nun und das tut so weh, das man es nicht mehr aushält. Wer also gerne zuhört kann sich immer melden.
Wie man hier sicher - wenn auch nur ein kleiner Auszug des ganzen - sehen kann, gelte ich wohl als Betroffener mit einer unglaublichen Erfahrung. Ich bin in der Lage beide Seiten zu verstehen, und was ich so bisher hier gelsen habe sind es meist die Partner von einem Betroffenen die hier Fragen weil sie es nicht verstehen können warum er oder sie nie fragt: Wie geht es Dir heute ? Hattest Du einen schönen Tag? oder auch sonst irgendwelche Gesten oder Zeichen setzt. Auch das der Betroffene nie am Leben des Partner richtig Interesse zeigt sondern eher logisch oder gleichgültig ist. Insbesondere an Euch Frauen kann ich nun sagen: Als Betroffener nimmt man sich, seine Gefühle und die Umwelt ganz anders war. Das was Euch so wichtig ist wie einen Wunsch aus den Augen ablesen, Euch zu zeigen das Ihr begehrenswert seit oder mal die ein oder andere Aufmerksamkeit entgegenbringt (...usw) - All das können wir Betroffenen nicht. Nur all zu oft wie ja nun leider auch bei mir kommt es dann zu einer Trennung. Weil man sich irgendwie nicht geliebt und sogar verletzt fühlt.
Jeder kann mir hier glauben - wenn wir könnten würde es uns unsagbar Leid tun. Aber wir bemerken es nicht.
Ich für meinen Teil mache mir natürlich jetzt alle Vorwürfe der Welt denn sie ist nun weg. Jetzt wo ich ihr all das zeigen und geben kann was sie in all den Jahren wollte. Neben dem ganzen Chaos in Kopf und Herz nun auch noch dieser Schmerz und die Vörwürfe - da wünscht man sich sofort das zurück was man vorher hatte. Aber ich gebe nicht auf, denn bereits die ersten Dinge die ich bisher probieren konnte tuin einfach nur Gut. Und genau dass will ich nun zum ersten Mal im Leben ausprobieren und sehen wass mir gefällt und was nicht. Ich rede gerne, offen und ohne zu überlegen aus dem Herzen.
Wie bereits gesagt, wer hier als Partner eines betroffenen Fragen dazu hat bzw. einen Rat möchte - gerne in jeglicher Art soweit ich es kann. Akzeptiert wenn ich lache oder weine.
Anders herum suche ich aber auch Menschen die mir helfen können und wollen - das ganze Chaos der Gefühle welches immer so heftig aufkommt, dass ich zusammenbreche zu erleben oder mich zu unterstützen damit nicht schlimmeres passiert. Einfach nur reden oder zuhören - sich austauschen und Fragen stellen.
Sollte es in Eurer Partnerschaft noch nicht ganz so spät sein wie leider bei mir und ihr wollt einen Rat um zu verstehen warum der Partner so ist und Euch so verletzt - ich versuche es Euch zu erklären aus meiner Sicht und freue mich wenn jemand da ist der mir hilft das zu überstehen und ein ehrliches Interessedaran hat diese für mich neue Leben zu entdecken oder mir Tipps und Ideen geben kann was man so alles neues entdecken kann.
miG Andreas