Thema: Geschichte und ein paar Fragen

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Geschichte und ein paar Fragen
25.04.2012 von Radon1

Geschichte und ein paar Fragen
25.04.2012 von Radon1

Hallo liebe Forengemeinde,

ich habe mich heute dazu entschlossen, mich hier anzumelden, weil ich ein paar Fragen habe und ich einen gewissen Drang verspüre, darüber reden zu müssen. Ansonsten mache ich das eigentlich nicht. Von Auge zu Auge möchte ich darüber ganz sicherlich nicht reden, da ist dieses Forum hier schon eine große Hilfe.

Zu meiner Person: Ich bin 25 Jahre alt, männlich und werde im Herbst dieses Jahres 26 Jahre alt.

Seit den ersten Jahren in der Realschule merke ich, dass mit mir etwas nicht stimmt. Zumindest, dass ich ein wenig anders bin, als die anderen Jungs in meiner Klasse.
Unbewusst habe ich jeden Kontakt zum weiblichen Geschlecht abgeblockt und auch sonst jeglichen Kontakt mit ihnen vermieden. Das fing schon in der 5. Klasse in der Orientierungsstufe an. Damals hatte ich noch eine Art Freundin kann man sagen. Die "Beziehung", die man in dem Alter von 11-12 so hat, war mir eigentlich egal. Ich wurde von ihr zweimal hintereinander ins Kino eingeladen. Beide Einladungen habe ich in der Form abgelehnt, als dass ich zu diesen Terminen erst gar nicht erschienen bin. Als es das zweite Mal passiert ist, hat mich die Mutter meiner damaligen Freundin angerufen und mir gesagt, ich solle mich von ihrer Tochter fernhalten. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich bei diesem Telefonat ein Sche+ßegal-Gefühl hatte.
Seit dieser Zeit habe ich jeden weiteren Kontakt mit Mädchen/Frauen versucht zu vermeiden und das auch erfolgreich. Ab der 10. Klasse in der Realschule habe ich dann bewusst die "Anmachversuche" von Mitschülerinnen in meiner Klasse abgeblockt. Ich habe sie, als sie angefangen haben mir was in die Bücher zu kritzeln oder mit mir reden wollten, einfach ignoriert. Das ging soweit, dass eine der Mitschülerinnen auf mich ziemlich sauer wurde und mich für den Rest des Schuljahres terrorisiert hat. Da sind dann regelmäßig Beleidigungen geflogen und sonstige Sticheleien- auch das war mir sche+ßegal.
Wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich sogar eine Art "gutes Gefühl" dabei, kann das aber nicht weiter beurteilen. Es fühlte sich an wie Achselzucken und weiter geht es.
Als ich dann nach der 10. Klasse mit bestandenem Realschulabschluss auf ein Berufskolleg gegangen bin um dort eine Ausbildung zum Wirtschaftsinformatiker zu absolvieren wurde es dann, ich würde schon fast sagen ziemlich extrem. Ich bin andere Wege im Schulkomplex gelaufen nur um bestimmte weibliche Personen aus dem Weg gehen zu können. Augenkontakt mit Frauen haben mich dann im Berufskolleg nervös gemacht und machen mich beim Zugfahren immer noch. Ich bekomme dabei ein Fluchtgefühl und würde am liebsten sofort aus dem Zug steigen.

Auf der Arbeit ist es genau das gleiche Spiel. Versuchter Kontakt von Kolleginnen wird ignoriert/geblockt. Vor einiger Zeit hat mich eine angesprochen und gemeint, sie würde mich gerne mit nach Hause nehmen, sie hätte aber schon einen Freund. Das ging bei mir kommentarlos ins eine Ohr rein und aus dem anderen Ohr wieder raus. Ich wusste mit dieser Information ganz ehrlich nichts anzufangen. Ich hatte mich dann den ganzen Tag gefragt, wieso sie mir sowas erzählt, obwohl sie doch schon jemanden hat. Ich habe darauf hin einen Kollegen gefragt und er hat mich dann aufgeklärt.

Mit männlichen Mitschülern hatte ich keine Kontaktprobleme und auch auf der Arbeit komme ich mit Kollegen gut zurecht. Das Verhältnis auf der Arbeit ist aber naturgemäß eher flüchtig. Ich habe zwar nur 1-2 engere Freunde, aber das reicht mir. Ich habe eher eine introvertierte Persönlichkeit und jeder neue Kontakt verlangt mir einiges ab. Ich bin nach Einladungen, Partys usw. abends meistens geistig müde. Aber das sind Anzeichen von Introversion und dies ist mir schon bewusst. Dann überhaupt meinen Mund zu öffnen verlangt mir einiges an Kraft ab.

Bei der Beerdigung meines Opas 2004 stand ich mehr oder weniger regungslos da, als seine Urne vergraben wurde. Jeder Angehörige durfte mit einer kleinen Schüppe Sand auf die Urne ablegen. Als ich an der Reihe war, wollte ich das natürlich so schnell wie möglich hinter mich bringen. Ich hatte ein unangenehmes Gefühl dort zu sein. Ich habe weder geweint noch getrauert und die Reaktionen der anderen nicht nur nicht verstanden, sondern habe sie in gewisser Art verachtet, weil sie geweint haben. Die Schuld für den Tod meines Opas habe ich auf meine Oma geschoben. Da er schon längere Zeit Schmerzen in der Brust hatte und sie immer wieder zu ihm gesagt hatte, er solle sich nicht anstellen wie eine Memme und jeden Besuch beim Arzt meinem Opa ausgeredet hat. Er ist dann an Lungenkrebs gestorben. Andere Angehörige besuchen meine Oma auch nicht mehr, weil sie auch Sauer auf ihr Verhalten sind. Da ist also etwas dran.

Ich weiß nicht, ob das eine Rolle spielt, aber meine Eltern sind seit meiner frühesten Kindheit geschieden. Das Sorgerecht hat mein Vater bekommen und mich allein großgezogen.

Auf der Straße und beim Spazierengehen mit dem Hund ringe ich mir manchmal ein Hallo oder Guten Abend raus, wenn mir weibliche Personen über den Weg laufen. Bei Kerlen ist das wieder kein Problem.

Nun weiß ich nicht genau was mit mir los ist. Ich habe den Test auf Gefühlskälte auf dieser Seite gemacht und in allen Bereichen ein "starkes Anzeichen dafür" serviert bekommen. Ich glaube aber, dass da noch mehr hinter steckt.

Frauen interessieren mich nicht, auf der Straße gucke ich selten hinterher, wenn überhaupt. Versuche auch dort natürlich wieder jeden Blick zu ignorieren. Dass ich nicht schwul bin weiß ich zu 100%. Ich hatte noch nie Gefühle gehabt, wenn ich auf der Straße mal eine Frau beobachtet habe. Also keine sogenannte "Schmetterlingsgefühle" im Bauch. Die hatte ich um ehrlich zu sein eigentlich nie. Zumindst solange ich mich zurückerinnern kann. Es regt sich erst etwas, wenn ich mir bestimmte Filmchen angucke.

Könnte ich auch asexuell sein?

Was ich eigentlich wissen möchte, ob das alles genau die Anzeichen sind, die man bei einem Gefühlskranken vorfindet?

EDIT: Ich füge mal das neueste Erlebnis hier mit ein, vielleicht lässt sich daran auch etwas erkennen. Vorletzte Woche hatten wir eine Art Betriebsfeier/Besichtigung mit abschließendem Abendessen. Ich habe naturgemäß wenig erzählt, war eher still und zurückhaltend. Einer meiner Kollegen kam dann nach dem Abendessen zu mir und meinte, dass ich häufig abwesend gewirkt hätte? Ich habe ihm dann gesagt, dass ich einfach zugehört habe, was gesagt wurde.

Re: Geschichte und ein paar Fragen
25.04.2012 von Anonym

Hallo,

[quote:17luqyp3]Es regt sich erst etwas, wenn ich mir bestimmte Filmchen angucke.

Könnte ich auch asexuell sein?[/quote:17luqyp3]
Spontan hätte ich nein gesagt, aber nachdem ich gerade die Wikipediadefinition von Asexualität gelesen habe, müssten wir wohl erst klären, was du genau meinst.

Alleine aus deinem Verhalten Frauen gegenüber schließe ich jedenfalls nicht zwangsläufig auf Asexualität oder sexuellem Desinteresse an Frauen.

Viele Alexithyme haben allerdings wenig oder gar kein Interesse an Sex. Deshalb sind in Fragenkatalogen auch entsprechende Fragen.

[quote:17luqyp3]Was ich eigentlich wissen möchte, ob das alles genau die Anzeichen sind, die man bei einem Gefühlskranken vorfindet?[/quote:17luqyp3]
Zu Gefühlskrankheiten kann ich gar nichts sagen. Da du wahrscheinlich Alexithymie meinst, auch hier wieder der Hinweis, dass Alexithymie keine Krankheit ist.

"Genau die Anzeichen" kann man im Prinzip bei Alexithymie gar nicht sagen, weil alexithyme Persönlichkeitsmerkmale in vielen Varianten und Ausprägungen vorkommen. Deine Schilderungen sind für mich aber von Stil und Inhalt im wesentlichen ein typisches Beispiel von "Alexithymie in Reinkultur", d.h. ohne Überlagerung von akuten psychischen Krankheiten usw.

Grüße

Re: Geschichte und ein paar Fragen
25.04.2012 von Radon1

Mit Filmchen meine ich Hetero- Lesbenpornos. Also Mann-Frau oder Frau-Frau. Auf diesen Sado-Maso und BDSM Kram fahre ich nicht ab.

Re: Geschichte und ein paar Fragen
26.04.2012 von Anonym

Hallo,

ich hatte an den Typ A der Asexualität (lt. Wikipedia) gedacht:
"Personen, die einen sexuellen Trieb verspüren, sich aber sexuell nicht von anderen Personen angezogen fühlen. Diese Personen haben eine Art biochemisches Bewusstsein von Sex, praktizieren vielleicht auch Masturbation, würden aber nie mit einer Person sexuell interagieren."

Grüße

Re: Geschichte und ein paar Fragen
26.04.2012 von Radon1

Das habe ich auch schon auf Wiki gelesen und das passt. Meine Sexualität beschränkt sich auf Selbstbefriedigung. Könnte also vielleicht auch einfach nur eine Asexualität sein, ist mir aber egal, denn "behandeln" lasse ich mich deswegen nicht. Physisch und psychisch fühle ich mich nämlich absolut gesund.

Re: Geschichte und ein paar Fragen
30.07.2013 von Radon1

Ich war neulich beim Psycho-Klempner und der hat etwas anderes festgestellt: Schizoide Persönlichkeitsstörung.

Also habe ich keine Alexithymie, aber die Symptome sind fast dieselben. Schizoid bitte nicht mit Schizophrenie verwechseln. Jeder der denkt, er wäre alexithym, sollte sich besser untersuchen lassen. Kommt meist was ganz anderes raus.

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