Etwas gefühlsblind und unzufrieden damit
31.08.2016 von PineappleHallo,
ich habe beim Test 101 Punkte und damit "einige" Anzeichen. Etwas gefühlsblind war ich schon immer. Als Kind war es nicht so stark, erst im Alter von 15 hat es allmählich angefangen und ist im Laufe der Jahre immer ausgeprägter geworden. Bei mir ist es so, dass ich Gefühle von anderen gut erkennen kann und mich auch angepasst verhalte. Meine eigenen Gefühle zu deuten, fällt mir hingegen schwer.
Meine Gefühle sind immer eher verschwommen und uneindeutig. Negative Gefühle empfinde ich intensiver als positive. Im Prinzip habe ich keine spontanen positiven Gefühle, außer Erleichterung. Die negativen Gefühle beschränken sich auf: Ärger, Scham und Frust. Angst habe ich nur sehr selten und Trauer eigentlich garnicht.
Eigentlich habe ich mit meiner Gefühlsblindheit nur teilweise Probleme. Ich tue mir z.B. schwer, wenn es um meine Interessen geht. Ich weiß oft garnicht genau was mir gut gefällt. Die Folge davon ist, dass ich mich oft langweile und in meiner Freizeit nur die Zeit bis zum nächsten Tag totschlage. Ich habe auch im sozialen Bereich Schwierigkeiten. Ich habe keine Kontakte, bis auf meine Mitbewohner und meine Familie. Dabei hätte ich gerne ein paar Freundschaften. Früher war ich ab einem bestimmten Alter ein Einzelgänger und habe wenig dafür getan Kontakte zu knüpfen. Ich hatte den Eindruck, nicht "mithalten" zu können mit den anderen, vorallem weil ich so wenig zu erzählen habe und keine besonderen Fähigkeiten habe. Seit dieser Zeit hat sich nicht viel verändert mit dem Unterschied, dass ich jetzt mehr versuche auf Menschen zuzugehen.
In einem Lebensbereich macht sich meine Gefühlsblindheit besonders bemerkbar, in der Liebe. Ich kann offensichtlich keine Liebe spüren. Mögen kann ich Menschen schon, aber richtig verliebt war ich noch nie. Dass ich mich nicht verlieben kann, finde ich sehr schade, weil viele sagen es sei das schönste Gefühl, das man haben kann. Bisher habe ich bei ein paar Frauen versucht mir einzureden in sie verliebt zu sein. Das möchte ich in Zukunft nicht mehr machen. Ich habe mich bloß selbst dabei verwirrt. Ansatzweise konnte ich ein paar wenige Gefühle erzeugen, die dann aber keinen Sinn ergeben haben. Es ist schon merkwürdig, dass ich nicht lieben kann, scheinbar jeder kann es und ich nicht.
Ich möchte eines Tages ein ganz normales Leben führen, so wie jeder andere. Manchmal verzweifle ich ein bisschen und stelle mir dann die philosophische Frage, was mein Leben denn eigentlich für einen Sinn hat ohne schöne Gefühle.
Eine Frage an euch: Wie kann man es lernen schöne Gefühle zu haben?
Löschen
31.08.2016 von Pineapple
Sorry hab aus Versehen drei mal das gleiche Thema reingestellt. Wie kann man das löschen?
Stille
07.09.2016 von urbi
Ich habe die Diagnose von meinem Psychiater erhalten. Gefühle kann man nicht lernen man muss sie erleben. Mir hilft dabei Stille und Meditation, einfach loslassen, an nichts denken, einfach SEIN. Klingt esoterisch ist aber einfach ein Weg sich zu beobachten, den eigenen Körper warnehmen und einfach erleben was so kommt ohne dabei einen Gedanken zu verlieren. Mit der Zeit wird man etwas sensibler. Mein Arzt sagt das Alexime nicht Gefühllos sind sondern alle Gefühle in sich tragen. Nun gehe ich innerlich auf Endteckungsreise und schaue was da kommt. Es ist nicht leicht, aber seit ich weiss was ich habe sind die Depressioen weniger geworden. Bei mir war die emotinale Vernachlässigung in der Kindheit die Ursache (zumindest eine davon). Besonders das Gefühl von Liebe kann ich nicht spüren bzw. nachvollziehen.
Schönes, "normales" Leben
16.11.2016 von smiley
Hallo Pineapple,
ich habe im Sommer einen Mann kennengelernt, dem es wohl so ähnlich geht wie dir. Seitdem habe ich über das Thema Gefühlsblindheit viel gelesen und verstanden- hoffentlich. Auf jeden Fall finde ich es interessant und wichtig, den anderen zu verstehen. Es hilft mir, einiges nicht so persönlich zu nehmen. Außerdem verstehe ich meine eigenen Gefühle selbst besser, obwohl ich mich nicht für gefühlsblind halte.
Du fragst dich, welchen Sinn ein Leben ohne schöne Gefühle hat, wie du sie lernen kannst und wie du ein "normales" Leben haben kannst. Das sind gleich drei schwer zu beantwortende Fragen auf einmal. Ich versuche, bei der letzten Frage mal zu helfen. Du kannst - wie bei einer langen Reise - nur Stück für Stück ein normales Leben haben. Dazu wäre es wichtig, Mensch zu finden, die du magst, in deren Gegenwart du dich wohl fühlst. Bei diesen Menschen sollten nur wenig negative Gefühle aufkommen. Statt dessen wäre es positiv, wenn du merkst, dass dir in ihrer Gegenwart weniger oder manchmal gar nicht langweilig ist bzw. die Zeit schneller bzw. angenehmer, entspannter vergeht. Es wäre gut, wenn auch Frauen darunter sind, sozusagen als Ratgeber und "Gefühlsübersetzer", aber rein freundschaftlich. Im Moment kann ich nicht weiterschreiben, hole dies bis spätestens bis Sonntag nach, wenn du magst.
05.04.2020 von User53283C49
Hi, ich bin ein absolutes emotionales Intelligenz Genie! Aber ich kenne das Gefühl nur ein halbes Leben zu haben auch nur zu gut, weil meine Informationsverarbeitung fürs Gedächnis gestört ist.
Das Thema Gefühlsblindheit interessiert mich. Wir hatten in unserer Studentengemeindr auch einen etwas gefühlsblinden Jungen, aber wir lieben ihn trotzdem.
Hilft es dir, wenn du mit einer empathische Person Bilder von Gefühlsausdrücken durchgehst? Z.B. lachendes Kind, wütender Gesichtsausdruck,... Und damit deine Körperlichen Reaktionen kategorisieren kannst, z.B. schwitzen, Herzrasen, hektische Bewegungen ist Angst etc. Ich weiß nicht ob man Emotionen lernen kann, aber ich hoffe es sehr! Wird auf jeden Fall ein sehr langer Weg! Nicht aufgeben ;) Fürs erste ist es für deine Mitmenschen auf jeden Fall schon viel angenehmer, wenn du angemessen Reaktionen einstudierst, wie z.B. du triffst dich mit jmd. Den du magst und in dessen Gegenwart du total entspannt sein kannst. Wahrscheinlich würdest du in der Situation Verbundenheit und Glück empfinden. Wenn du trotz ausbleibender Emotion sagst: "schön, dich zu sehen!" Und ehrlich lächelst, dann wirkst du schon viel liebenswerter. Wenn du ein Geschenk bekommst , lächelst du und sagst: Danke!
Das richtige erlernen von Emotionen dauert bestimmt sehr lange. Wenn ich in deiner Situation wäre, würde ich versuchen meine Körperreaktionen möglichst detailliert und aufmerksam zu betrachten, vielleicht führt Achtsamkeit ja zu einem Durchbruch :)
Wenn dein Leid aber hauptsächlich darin besteht, dass du viele Schlechte Gefühle hast, ist es vlt. Eine Depression. Geht oft mit Alexithymie hand in hand, aber die ist gut behandelbar :)
05.04.2020 von User53283C49
Vielleicht hilft es, wenn du dir mit jemandem zusammen filme anschaust, in denen viele Gespräche vorkommen . Und sie dir erklärt, warum wer wie reagiert. :)