09.04.2017 von alexiuser
Hallo zusammen.
Ich bin neu hier und möchte euch mal gerne meine Situation erläutern und hoffe somit, dass dies mir helfen wird. Ich bin 21 Jahre alt und mitten im Leben sozusagen.
Ich leide (wahrscheinlich) schon mein ganzes Leben an Alexithymie (zumindest glaub ich, dass es das ist.) Richtig bewusst wurde mir das aber erst seit ca. 3 Jahren. Es fällt mir echt schwer nur schon darüber zu schreiben aber ich hoffe, dass es ein erster Schritt in die richtige Richtung ist. Hier im Test hatte ich 140 Punkte, also starke Anzeichen……. Die einzige Kategorie in der ich keine Anzeichen habe ist die „Problematische Persönliche Beziehungen“, beim Rest immer starke Anzeichen, was auch immer das aussagt.
Bei mir manifestiert sich das ganze so, dass ich meistens nicht wirklich weiss was ich fühle. Manchmal denke ich weiss was ich fühle (ich deute dann gewisse körperliche Anzeichen und denke mir „das könnte das sein“). Meistens passiert dies aber nur bei sehr starken Gefühlen, z.B. wenn ich verliebt bin. Dann bin ich aber extrem überfordert und ich komme überhaupt nicht klar damit. Es entsteht dann meisten ein riesen Druck in meinem Darm und ich fühle mich als hätte ich einen Klos im Hals und kann dann erst recht mit niemanden reden. Das ganze beschäftigt mich extrem, so extrem dass ich eine Colitis Ulcerosa (Chronische Darmentzündung) bekommen habe. Ich wüsste zumindest nicht woher das es sonst kommen könnte. Ich habe mir schon einige Male gefühlt als würde mein Darm bald explodieren oder als würden gerade tausend Geschwüre auf einmal entstehen.
Es ist mir unmöglich eine Beziehung zu führen, weil ich meine Gefühle, wenn ich sie dann mal erkenne, nicht in Worte fassen kann und schon gar nicht aussprechen. Ich bin aktuell tatsächlich in eine Person verliebt, aber ich denke das wird nie und nimmer irgendwas werden, weil ich einfach kein Wort rausbekomme wenn wir uns versuchen näher zu kommen. Und das ganze zerfrisst mich innerlich.
Gegen aussen bin ich immer ein fröhlicher aufgestellter, meist selbstbewusster und mutiger Mensch gewesen, aber innerlich ist nicht viel was übrig bleibt. Innerlich fühle ich mich tot. Das ganze kratzt aber immer mehr an der Oberfläche. Ich merke richtig das ich immer ruhiger werde und immer kälter gegen aussen. Ganz extrem ist es wenn ich in einer Gruppe bin in der ich kaum Menschen kenne. An manchen Tagen ist es ok und ich kann reden ohne dass ich mich eingeengt fühle, oder einfach völlig fehl am Platz, aber meistens ist es nicht so. Meistens stehe ich dort, bringe kein Wort raus und würde am liebsten im Erdboden versinken.
Ein weiteres Beispiel ist eine Freundin (die in die ich verliebt bin), hat mir extrem private und naja auch nicht so schöne Sachen erzählt und ich war einfach da und konnte nichts dazu sagen, weil mir einfach nichts durch den Kopf ging, es war einfach alles leer, ich konnte weder mich in sie einfühlen noch irgendwas sinnvolles sagen. Sowas geschieht fast immer, und im Nachhinein fühle ich mich kacke weil ich einfach wie ein Nichtsnutz da stehe und nichts tun/sagen kann und einfach nichts fühle ausser Leere.
Ein weiteres riesiges Problem neben dem das ich mich immer mehr zurückziehe ist, ich kann nicht einfach Freude spüren oder herzhaft mit Freunden lachen oder reden, ich versuche es oft aber in mir drin tut sich einfach gar nichts. Ich habe gestern zum ersten Mal zu tanzen versucht, ich habe versucht völlig loszulassen und einfach der Musik zu folgen. Das habe ich dann ca. 2h lang gemacht, aber in mir drin war leere.
Das ganze beschäftigt mich extrem, vor allem weil ich es nicht aussprechen kann ich kann mit niemanden darüber reden. Nicht weil da niemand wäre der mir zuhört, sondern weil ich mich nicht in der Lage fühle. Ich habe mir oft vorgenommen „heute sprich ich das an, komme was wolle“, aber dann habe ich trotzdem keinen Mut dazu.
Ich habe mir schon oft überlegt wie ich das überwinden kann, ob ich zu einem Psychologen soll oder zu sonstigen Mittel greifen soll, oder es einfach besser wäre vom Balkon zu springen. Letzteres kommt auf keinen Fall in Frage da ich eigentlich gewillt bin etwas zu tun damit ich endlich auch mal „normal“ fühlen kann und vor allem leben kann. Das ist eigentlich alles was ich will, aber da stehe ich mir selber im Weg. Erstere Möglichkeit kommt auch nicht in Frage da ich einfach keine Kohle habe um mir einen Psychologen zu leisten.
Im Moment ist für mich das einzige was zählt (neben dem , dass es meinen Freunden und Familie gut gehen soll), dass ich diese drecks Leere überwinden kann und ein erfülltes Leben leben kann, dafür würde ich alles fallen lassen und von vorne beginnen, ich würde einfach alles dafür tun, denn dies ist einfach kein leben, dies ist ein Zustand den ich als lebender toter bezeichne und das will ich nicht sein.
Wie ihr seht bin ich im ziemlich verzweifelt und überfordert mit der Situation und es hat mir extrem viel Mut gekostet das hier aufzuschreiben und hier zu posten.
Ich bedanke mich somit an allen die das ganze bis zum Ende gelesen haben auch wenn es ein riesen Text wurde, es hat doch irgendwas befreiendes, dies ist das erste mal in dem ich davon erzähle. Ich freue mich auf Antworten und Erfahrungen von anderen, die es evtl. geschafft haben diese Leere zu überwinden.
Viel liebe und Lebensfreude wünsche ich allen!